Der Bozner Bürgermeister Luigi Spagnolli empfing am Mittwoch den
ehemaligen Bürgermeister von Sinopoli in Kalabrien, Domenico Lupino, der von
der Mafia vertrieben worden war.
Domenico Luppino |
"Wir möchten auch Menschen, die weit weg leben, vor der
N'drangheta warnen", sagte Domenico Luppino, "denn die N'drangheta
ist weltweit organisiert und kommt gerne dorthin, wo Wohlstand ist. Die
kriminelle Organisation ist grenzenlos liquide, und das kann gefährlich
werden".
Der ehemalige Bürgermeister von
Sinopoli in Kalabrien weiß, wovon er spricht. 2005, vor fast zehn Jahren,
musste er sein Bürgermeisteramt aufgeben, nachdem er tagtäglich bedroht worden
war. Er gab nicht auf, weil ihn die
Angst gepackt hatte, sondern weil alle Gemeinderäte ihren Rücktritt eingereicht
hatten, "aus familiären Gründen", wie sie in ihren
Rücktrittsschreiben angaben.
"Ich bin gezwungen,
mutig zu sein"
Luppino ist in diesen Tagen in
Südtirol unterwegs, um die Initiative Giovani in Vita vorzustellen. "Ich
bin gezwungen, mutig zu sein", sagt er.
Am Mittwoch wurde er von
Bürgermeister Luigi Spaniolli im Rathaus empfangen. "Wir legen Wert
darauf, dass sich die Gesellschaft an gemeinsame Regeln hält", betonte
Spagnolli, als er Luppino und dessen Initiative vorstellte.
Luigi Spagnolli |
Rudi Dalvai, der Luppino als
Koordinator der Südtiroler Weltläden begleitet, erläuterte, dass sich die
Weltläden für fairen Handel und faire Produktionsbedingungen weltweit
einsetzen, dass es aber auch in der Nähe Unterstützung brauche. "Wer
nur kurz in Kalabrien war und das Abbrennen von Häusern, Bäumen und
Bienenstöcken mitbekommen hat, ist verunsichert und beeindruckt, und will etwas
dagegen tun."
Mafiafreie
Genossenschaft "Giovani in vita"
Luppino ist heute Präsident der
Genossenschaft „Giovanni in Vita“ die landwirtschaftliche Produkte herstellt,
Produkte, die nicht von der Mafia kontrolliert sind.
"Unsere Genossenschaft hat
23 Mitglieder, 15 Jugendliche arbeiten rund ums Jahr bei uns, in der Erntezeit
sind es viel mehr". Das, was ihm am meisten Freude bereite sei, "dass
wir diese Jugendlichen der N'Drangheta entzogen haben, dass sie eine legale
Arbeit haben".
Die meisten von ihnen waren
deshalb gezwungen, "mit ihren Ursprungsfamilien zu brechen". Heute
werden sie als "Infami" betrachtet, wie alle, die der N'Drangheta
nicht zu Diensten sind.
Attentate hören nicht
auf
Die Genossenschaft "Giovanni in Vita stellt unter anderem Olivenöl her, das nun auch
über die Südtiroler Weltläden vermarktet wird. Dank eines gesicherten Absatzes
können die Jugendlichen mit einer sicheren Arbeit rechnen und mit einer
besseren Zukunft.
Es braucht aber weiterhin Mut,
in Sinopoli zu leben. Die Attentate hören nämlich nicht auf. Immer wieder
werden hundertjährige Olivenhaine angezündet.
Aktion der Cooperative "Giovanni in Vitagegen die 'Ndrangheta |
In den ersten zwei
Februarwochen kann das Öl aus Sinopoli in den Weltläden verkostet, gekauft und
vorbestellt werden.
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