Freitag, 6. September 2013

Gericht sieht „Pakt“ zwischen Berlusconi und Mafia

Fast zwanzig Jahre lang soll Silvio Berlusconi den Schutz der sizilianischen Mafia genossen haben. Das geht aus der Begründung eines Urteils gegen einen Vertrauten Berlusconis hervor. Das Gericht sprach deshalb von einem „Pakt“. In diesem Zusammenhang dürfte Berlusconi eine weitere Haftstrafe erwarten.
 
 
Das Berufungsgericht in Palermo schreibt in einer Urteilsbegründung von einem „Pakt“
 zwischen Silvio Berlusconi und der sizilianischen Mafia


Gegen Bezahlung großer Bargeldsummen soll der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi zwischen 1974 und 1992 unter dem Schutz der Cosa Nostra, der sizilianischen Mafia gestanden haben. Das geht aus der Begründung eines Urteils gegen einen Vertrauten Berlusconis hervor, aus der italienische Medien am Donnerstag zitierten. Nach Angaben des Berufungsgerichts in Palermo fungierte der frühere Senator Marcello dell´Utri „als Vermittler eines Paktes zwischen Silvio Berlusconi und der Mafia“.

Dell´Utri, der wegen seiner Verbindungen zur Mafia im März zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, stellte den Angaben zufolge den Kontakt zwischen dem damals aufsteigenden Geschäftsmann Berlusconi und den Mafiabossen her.

 
Berlusconi war als Zeuge aufgetreten
 
In dem Berufungsprozess war Berlusconi im September 2012 als Zeuge aufgetreten. Dabei ging es um die Frage, ob er durch die Mafia erpresst wurde und ihrem Mittelsmann Dell´Utri 40 Millionen Euro überwies. Der Politiker wies dies zurück und sagte, er habe mit den Zahlungen an den Senator lediglich einem „Freund helfen“ wollen. Dell´Utri hatte mehr als 30 Jahre lang die Werbesparte Publitalia von Berlusconis Unternehmensgruppe Fininvest geführt und war einer der Mitbegründer von Berlusconis Partei Forza Italia.

Berlusconis Parteifreund Luca D´Alessandro warf dem Gericht Hetze gegen den früheren Ministerpräsidenten vor. Die Justiz suche die Schuld Berlusconis „auch in Prozessen, in denen er gar nicht angeklagt ist“. Der ehemalige Ministerpräsident wurde Anfang August letztinstanzlich wegen Steuerbetrugs zu einer auf ein Jahr reduzierten Haftstrafe verurteilt. Wegen seines hohen Alters muss er diese Strafe nicht im Gefängnis verbüßen. Der Senat entscheidet in Kürze über einen Ausschluss Berlusconis aus dem Oberhaus.

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