Dienstag, 7. Oktober 2014

Massaker der Drogen-Mafia in Mexiko


Iguala (Bundesstaat Guerrero, Mexiko) – Ein Massengrab, 28 Leichen – offenbar wurden Dutzende Lehramtsstudenten brutal gefoltert, abgeschlachtet, verscharrt.
Wieso wurden die jungen Menschen ermordet? Wer steckt dahinter?

Die Fakten: Die Studenten waren vor rund einer Woche auf einer Demonstration in Iguala, rund 185 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt. Dort kaperten sie drei Linienbusse, um von einer Spendensammel-Aktion wieder zu ihrer Hochschule zurückzufahren. Die Polizei schoss scharf – mehrere Studenten starben. Dutzende wurden verletzt. Die Polizei nahm 30 Menschen fest – davon 22 Beamte!

Seit den Krawallen werden 43 Studenten vermisst. Viele von ihnen sollen in Polizeifahrzeuge gezerrt worden sein. Jetzt wurden 28 Leichen in einem Massengrab entdeckt. Ob es die verschollenen Studenten sind, wird zurzeit noch per DNA-Abgleich ermittelt.




Zwei Mitglieder einer Verbrecherbande sind unter den 30 Verhafteten. Sie haben mittlerweile gestanden, 17 Studenten getötet zu haben und führten die Ermittler zu dem Massengrab. Die Polizei soll gemeinsame Sache mit den Mafiosi gemacht haben, sagen die Verhafteten: Sie hätten die Studenten an die Verbrecher-Gang übergeben.

Der Mordauftrag kam laut Aussagen der festgenommenen Gang-Mitglieder vom Regionalchef der „Guerreros Unidos“. Die Organisation wurde einst als bewaffneter Arm des Drogenkartells Beltrán Leyva gegründet, arbeitet mittlerweile auf eigene Rechnung.

„Guerreros Unidos“ sind eng mit den regionalen Behörden verbunden, auch Polizisten stehen auf ihren Gehaltslisten. Der Bürgermeister von Iguala und der Polizeichef der Stadt sind untergetaucht.

Gegen die Polizei von Iguala laufen mittlerweile Ermittlungen der Staatspolizei und der Staatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauchs. Auch die mexikanische Menschenrechtskommission ermittelt wegen möglicher „ernsthafter Menschenrechtsverletzungen”, darunter Exekutionen ohne Gerichtsurteil und das Verschwinden lassen von Festgenommenen.

Die Vermissten waren Studenten des Instituts Ayotzinapa. Das Lehrerkolleg ist für seine politisch linken Einstellungen und radikalen Aktionen bekannt. Dazu gehört unter anderem auch das Kidnappen von Bussen oder Lieferwagen.

Wieso „El Chucky“, der regionale Boss der Mörder-Bande, den Mordauftrag an den Studenten gab, ist nicht bekannt. Gut möglich, dass die Protest-Aktion der Studenten die Geschäfte der Drogen-Mafia störte. Ermittlungen zu den Hintergründen laufen.

„Wir haben genug von Gewalt und Korruption in diesem Staat”, sagte Manuel Martínez, dessen 18-jähriger Neffe zu den Vermissten zählt. Seit 2006 sind in Mexiko 80 000 Menschen bei Gewaltverbrechen getötet worden. 22 000 Menschen sind verschwunden.
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