Die Zentrale der Baumafia in Dortmund lag bis vor wenigen Wochen unscheinbar in einem Wettbüro mit dicht verklebten Fenstern, direkt neben einer Apotheke in Dortmund-Hörde, nur zwei Steinwürfe vom Phoenixsee entfernt. Hier traf sich Rosario P. mit seinen Kunden, um fingierte Rechnungen zu übergeben oder Schwarzgeld zu waschen.
Hier wurden Bücher manipuliert und Baukolonnen verschoben. Hier gingen Millionen Euro über den Tisch, die von Bauprojekten in der Gemeinde abgezwackt wurden. Rosario P. strich davon exakt 462.892,87 Euro als Geldwäscherlohn ein. Das geht aus den Ermittlungsakten der Kölner Staatsanwaltschaft hervor, die derzeit ein Netz der Baumafia in NRW mit über 20 Beteiligten durchleuchtet.
Polizei ermittelt gegen italienische Bau-Mafia, hier unter anderem auch in Pizzerien in Köln. |
Gegen die Haupttäter Rosario P. mit Aktionsgebiet Dortmund und Gabriele S. aus Köln wurde vor wenigen Tagen Anklage vor dem Landgericht Köln erhoben. Mit einem Beginn des Prozesses wird Anfang kommenden Jahres gerechnet.
Ein Job mit „gutem Gehalt bei wenig Arbeit“
Das System der Gruppe war so einfach wie bestechend. Gelenkt von den Clanchefs in Dortmund und Köln betrieben sie Strohfirmen für Baugeschäfte. Als Geschäftsführer setzten sie Leute ein, denen sie ein gutes Gehalt bei wenig Arbeit versprachen. Meist sozial schwache Menschen aus ihren sizilianischen Heimatorten. Die Baumafia verkaufte über ihre Strohfirmen vor allem Rechnungen.
Das bedeutet: Käufer der Rechnungen beglichen diese per Bankzahlung an die Baumafia und hefteten die Papiere in ihren Büchern für das Finanzamt ab. Alles sah sauber aus. Tatsächlich aber standen den Rechnungen keine Leistungen gegenüber. Und die Baumafia gab den Firmen das Geld in bar zurück – minus einer Gebühr von rund 10 Prozent. Dieses Geld behielt die Baumafia dafür, dass sie die Summen über ihre Bücher laufen ließ und so wusch.
Die normalen Firmen konnten das so gewaschene Geld in Millionenhöhe als Schwarzgeld anhäufen. Sie bezahlten damit Schwarzarbeiter, bestachen Entscheidungsträger auf dem Bau oder verprassten es. Der Verbleib der Schwarzgelder ist in den meisten Fällen ungeklärt, erklärt die Staatsanwaltschaft.
In Dortmund gründete Rosario P. mit zwei weiteren Partnern eine solche Geldwäsche-Firma, wie aus den Akten hervorgeht.Scheinrechnungen mit Millionenumsätzen verschoben. Rosario P. selbst stammt aus Riesi in Sizilien. Einer Stadt, die von der Cosa Nostra beherrscht wird. Rosario P. sagt, er arbeite im Ruhrgebiet als Maurer. Tatsächlich aber verschiebt der mehrfach vorbestrafte Sizilianer Scheinrechnungen mit Millionenumsätzen.
Die Eintragung in die Handwerksrolle übernimmt auf dem Papier zunächst der Betriebsleiter Krzysztof P. gegen „Gefälligkeitszahlungen“, wie die Ermittler notieren. Strohmann wird der Italiener Fabrizzio R. Er Dieser richtet eine Tarnadresse in Hagen ein. In einem leeren Ladenlokal stellt er einen Computer und ein Fax auf den Boden und hängt einen kleinen Zettel an den Briefkasten: „R. Bauunternehmung.“ Das Fenster ist mit einem gelben Vorhang verhängt.
Dann beginnen die Geschäfte: Per Handy werden Schwarzarbeiter vermittelt, die Ermittler schneiden mit. Über einen Schwarzgeldkunden, eine bekannte Dortmunder Firma, werden Malocher zum Studentenwerk der Uni Dortmund geschickt, zu Baustellen von Supermärkten oder Privathäusern. Es gebe „Arbeit ohne Ende“, sagt Rosario P. Das Geld wird über Scheinrechnungen abgewickelt und in bar zurückgegeben.
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