Ein Zahnarztgehilfe, der mit mehreren Komplizen Organe aus über tausend Leichnamen gestohlen hatte, wurde von dem Gericht in Brooklyn zu 27 Jahren Haft verurteilt. Richter Albert Tomei präzisierte, dass der Verurteilte, ein Angehöriger der sizilianischen Mafia, frühestens nach neun Jahren Haft eine Entlassung auf Bewährung beantragen kann.
Der 27-jährige Christophero Aldorasi und seine drei Komplizen - der ehemalige Zahnarzt Michele Mastromarino, sein Angestellter Lee Crucetta sowie der Bestattungsunternehmer Josefo Nicelli - waren 2006 wegen des Diebstahls von Knochen, Organen und Zellgewebe Verstorbener angeklagt. Sie sollen damit Millionen von Dollar verdient haben. Der ehemalige Zahnarzt und sein Gehilfe plädierten im März auf schuldig - ihr Urteil soll zu einem späteren Zeitpunkt ergehen. Der Fall des Bestattungsunternehmers wird derzeit noch verhandelt.
Christophero Aldorasi |
Während des Prozesses beschrieb Staatsanwalt Charles Hynes detailliert das Vorgehen der vier Angeklagten. Mehr als fünf Jahre lang sollen sie sich mit Hilfe gefälschter Totenscheine und Organspenderausweise bei 1077 Leichen bedient haben. Um ihre kriminellen Machenschaften zu kaschieren, versteckten sie sogar Beweismaterial wie OP-Handschuhe oder Schürzen in den aufgeschnittenen Leichen, bevor sie die Körper wieder zunähten. Entnommene Knochen ersetzten sie durch PVC-Rohre, damit die Leichen bei der Beerdigung äußerlich normal aussahen. Hynes sagte damals, die Vorfälle erinnerten ihn an "einen billigen Horrorfilm".
Prominentestes Opfer war der BBC-Hörfunkjournalist Alistair Cooke. Er war 2004 im Alter von 95 Jahren an Lungenkrebs in New York gestorben. Jahrzehntelang hatte der gebürtige Brite und naturalisierte US-Bürger mit seinem regelmäßigen "Brief aus Amerika" die Hörer begeistert. Die Angeklagten hatten die von ihm gestohlenen Körperteile so deklariert, als stammten sie von einem gesunden 85-Jährigen, der an Herzversagen starb.
Claudio Michele Mancini hat in seinem Roman einen ähnliche Fall aufgegriffen. In seinem Roman La Nera beschreibt der den kriminellen Organhandel in Europa, ein Tabu-Thema, das die Politik wie eine ansteckende Krankheit "unterm Deckel" hält, und bewusst die Publizierung solcher Fälle behindert.
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