Italiens Wirtschaft liegt am Boden. Doch ein Zweig entgeht der Rezession: Die „Agro-Mafia“ verdient auch in Krisenzeiten. |
Damit kommt nahezu ein Siebentel des Umsatzes der Branche durch illegale Geschäfte herein. Die Clans profitieren dabei von den Folgen der Rezession in der krisengeschüttelten Wirtschaft. Betrug und Erpressung, falsche Etikettierungen und illegale Schlachtungen gehören zu den Methoden der vor allem im Süden des Landes aktiven „Agro-Mafia“.
Jetzt lenkt ein Einsatz der neapolitanischen Polizei erneut die Aufmerksamkeit auf die gesundheitsgefährdeten Geschäfte der Camorra: In sogenanntem Billigbrot fanden die Fahnder Holz, Reste von Nägeln und Farbe. Auch die hygienischen Bedingungen in den Bäckereien sollen prekär gewesen sein. So hätten einige Öfen im Freien in der Nähe von Nutztieren gestanden.
Insgesamt 17 illegale Bäckereien, die das Brot unter anderem an Supermärkte und Restaurants verkauften, seien geschlossen worden, berichtete "Il Mattino". Gegen 50 Tatverdächtige wird wegen Gesundheitsgefährdung und Verstoßes gegen Verkaufsbestimmungen ermittelt. Es wurden Bußgelder in Höhe von 40.000 Euro verhängt. Von den Kontrollen betroffen waren sowohl Straßenhändler, die ihre Ware unverpackt im dichtesten Verkehr anbieten, als auch die Produzenten des Brots, Zwischenhändler und Ladenbesitzer.
Es ist eine bekannte Methode der italienischen "Agro-Mafia", in ihren Bäckereien das Brot etwa durch die Beigabe von Holz kostengünstig zu strecken. Die beschlagnahmte Ware soll jetzt an den lokalen Zoo und Hundezwinger der Stadt abgegeben werden.
Die Untersuchung geht auch davon aus, dass in Italien rund 5000 Lokale und Restaurants in der Hand des organisierten Verbrechens sind, überwiegend über Strohmänner. Auch in Rom erregen immer wieder Berichte über immer stärker zunehmende kriminelle Elemente in der Gastronomie der Hauptstadt Aufsehen.
Dort kam es am Samstag indes zu einer Großdemonstration gegen die Sparpolitik. Zehntausende Menschen haben sich auf dem Platz vor der Lateranbasilika für einen Massenprotest versammelt. Die Demonstranten trugen Transparenten mit Slogans gegen die Arbeitslosigkeit und die soziale Ausgrenzung. „Wir haben Recht auf eine Zukunft“, war auf den Transparenten einiger Studentengruppen zu lesen. Italien ist mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 40 Prozent belastet. An der Protestkundgebung beteiligten sich auch Anarchisten und Umweltaktivisten, die sich gegen den Bau der Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Turin und Lyon einsetzen.
Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden im Vorfeld der Demonstration ergriffen. Am Samstag wurden in Rom neun Anarchisten, darunter einige Ausländer, festgenommen. Die Festnahmen erfolgten bei Kontrollen unweit des Wirtschaftsministeriums. Die Anarchisten mussten die Stadt verlassen, wie italienische Medien berichteten. Bei Kontrollen vor der Demonstration wurden Autos beschlagnahmt, in denen Ketten und Knüppeln gefunden wurden. Schon am Freitag waren fünf französische Anarchisten festgenommen und in ihre Heimat abgeschoben worden.
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