Montag, 18. November 2013

Stadt, Müll und Mafia

In Neapel brennt Abfall und die Camorra freut sich darüber. Denn sie verdient nicht nur Unmengen Geld mit dem stinkenden Müll, sondern hat auch noch die volle Rückendeckung der Bevölkerung. Die demonstriert nämlich gegen jede staatliche Einmischung.


                   


Das bürgerkriegsartige Chaos, das Neapel derzeit der Welt vorführt, handelt von einem globalen Problem in kleinem Maßstab: Alle machen Müll, aber niemand will mit dessen Beseitigung etwas zu schaffen haben. Nun findet sich in zivilisierten Weltgegenden stets ein Kompromiss für diesen Zwiespalt; in Deponien, Verbrennungsöfen, mit Mülltrennung und Recycling wird eine Gesellschaft des Abfallproblems irgendwann Herr. Dass dies in Neapel nicht so ist, hat mit einer markanten Sonderstellung der italienischen Millionenstadt zu tun: Hier ist staatliches Handeln ohne Auseinandersetzung mit der organisierten Kriminalität unmöglich.

„Für uns bedeutet der Müll pures Gold“, zitieren italienische Zeitungen Aussagen jener Clanchefs, die mit der ungeregelten Wegschaffung des Mülls weiterhin Milliarden verdienen. Das funktioniert so: Anstatt eine preisgünstige und möglichst schonende Abfall-Logistik zu nutzen, überlässt die Gesellschaft ihren Müll gegen gutes Geld den Kriminellen. Die müssen sich um Gesetze und Auflagen nicht kümmern und können alles kostenfrei in die Landschaft kippen. Zahllose Seen, Bergtäler, Naturschutzgebiete in Süditalien hat die Camorra durch diese Lösung bereits ruiniert, andererseits aber sauberes Geld mit Dreck verdient.

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