Das von der TV-Anstalt RAI gesendete Interview mit Salvo Riina, Sohn der
langjährigen Nummer eins der sizilianischen Cosa Nostra, Salvatore Riina, sorgt
für hitzige Diskussionen im Stiefelstaat.
„Riina – Ein Familienleben“ heißt das Buch, das am Mittwoch in
Italien in den Handel kam. Darin erzählt der dritte Sohn des Mafia-Bosses über
sein Leben mit dem Kriminellen. „Ich hatte eine glückliche Kindheit. Ich liebe
meinen Vater und es ist nicht meine Aufgabe ihn zu verurteilen“, sagte der
38-Jährige.
Er respektiere die Mafia-Opfer, doch er könne nicht mit der Verhaftung seines Vaters im Jahr 1993 nach 20-jähriger Flucht einverstanden sein. „Diese Festnahme hat mich meines Vaters beraubt“, berichtete Riina Junior.
Anschlag auf Mafia-Jäger Giovanni Falcone
Im
Interview erzählte Salvo Riina ausführlich über den 23. Mai 1992, den Tag des
Anschlags auf den Mafia-Jäger Giovanni Falcone, für den sein Vater verurteilt
wurde. „Am Tag des Attentats sah mein Vater Nachrichten im Fernsehen. Wir waren
alle erschüttert, doch ich hatte niemals den Verdacht, dass er hinter diesem
Anschlag stecken könnte“, berichtete Salvo Riina, der sich selbst wegen
Mafia-Zugehörigkeit vor Gericht verantworten hatte müssen.
Gespräch trotz Intervention gesendet
Die
parlamentarische Anti-Mafia-Kommission berief die RAI-Präsidentin Monica
Maggioni zu einem Gespräch ein. Maggioni hatte das Interview trotz Appellen aus
dem Parlament senden lassen. Hochrangige Mitglieder aus dem Parlament und der
Justiz hatten die RAI in den vergangenen Tagen aufgefordert, das Gespräch mit
Riina nicht zu senden. Man solle Kindern von Kriminellen kein Sprachrohr geben.
Der
Verband von Angehörigen der Mafia-Opfer wies darauf hin, dass der Boss Riina
hunderte Unschuldige getötet habe und kritisierte den Beschluss des
Starmoderators der RAI, Bruno Vespa, das Interview mit seinem Sohn zu senden.
Der Sohn versuche der Öffentlichkeit, ein menschliches Bild eines der gefährlichsten Kriminellen in der Geschichte Italiens zu vermitteln. Vespa erwiderte, es entspreche seinen Pflichten als Journalist, den Sohn des Mafia-Bosses zu interviewen.
Salvatore Riina: Nach 20 Jahren Flucht gefasst
Salvatore
Riina soll die in den 1990er-Jahren verübten Morde an den Antimafia-Richtern
Giovanni Falcone und Paolo Borsellino in Auftrag gegeben haben. Zudem wird
Riina für Bombenanschläge in Rom, Florenz und Mailand im Jahr 1993
verantwortlich gemacht. Insgesamt sollen 150 Morde auf sein Konto gehen. Der 85-Jährige
wurde deshalb 20-fach zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach zwei Jahrzehnten
auf der Flucht wurde er 1993 in Palermo gefasst.
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