Nach der Razzia in Berlins größtem Bordell Artemis hat die
Staatsanwaltschaft von Vorwürfen zu organisierter Kriminalität gesprochen. Es
gehe um Hinterziehung von Sozialabgaben, Ausbeutung und Gewaltanwendung, sagte
Oberstaatsanwalt Andreas Behm am Donnerstag.
Einer der Vorwürfe sei zudem Menschenhandel. Im Mittelpunkt
stünden nicht nur Bagatelldelikte, sondern Taten, die das «System des illegalen
Umfeldes» bestätigen würden. Die Frauen seien «in Abhängigkeit gehalten und
ausgebeutet» worden. Der Betrieb basiere auf organisierter Kriminalität.
Behm zog einen Vergleich
mit dem Mafia-Gangster Al Capone im Chicago der 20er-Jahre, der wegen
Steuerhinterziehung angeklagt wurde, obwohl sich die eigentlichen Verbrechen
auf einer viel massiveren Ebene abgespielt hatten.
Die Staatsanwälte sagten,
es gebe auch direkte Verbindungen zwischen dem Artemis und der kriminellen
Rockerbande Hells Angels. Prostituierte hätte für Mitglieder der Hells Angels
gearbeitet. Diese Kontakte seien «sicher nicht gewaltfrei» abgelaufen, sagte
Oberstaatsanwalt Sjors Kamstra. Eine Frau sei «so malträtiert» worden, dass sie
keinen Ausweg mehr gesehen habe, als sich an die Polizei zu wenden.
Die Frauen hätten nicht
selbstständig gearbeitet, sondern seien abhängig beschäftigt gewesen, so die Ermittler.
17,5 Millionen Euro Schaden sei so unter anderem durch die Hinterziehung von
Steuern und Sozialleistungen entstanden, teilte der Zoll mit.
Laut Staatsanwaltschaft
und Polizei wurden am Mittwochabend sechs «Verantwortliche der
Bordellgesellschaft «Artemis»» verhaftet und Vermögen im Wert von 6,4 Millionen
Euro beschlagnahmt. 96 Prostituierte wurden seitdem befragt. Insgesamt habe die
Polizei bei der Razzia 232 Menschen angetroffen. 900 Polizisten, Zoll-Beamte
und Staatsanwälte waren am Mittwochabend und in der Nacht zu Donnerstag im
Einsatz.
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