Freitag, 31. Januar 2014

Von der Mafia vertrieben, in Bozen empfangen

Der Bozner Bürgermeister Luigi Spagnolli empfing am Mittwoch den ehemaligen Bürgermeister von Sinopoli in Kalabrien, Domenico Lupino, der von der Mafia vertrieben worden war.

Domenico Luppino

"Wir möchten auch Menschen, die weit weg leben, vor der N'drangheta warnen", sagte Domenico Luppino, "denn die N'drangheta ist weltweit organisiert und kommt gerne dorthin, wo Wohlstand ist. Die kriminelle Organisation ist grenzenlos liquide, und das kann gefährlich werden".



Der ehemalige Bürgermeister von Sinopoli in Kalabrien weiß, wovon er spricht. 2005, vor fast zehn Jahren, musste er sein Bürgermeisteramt aufgeben, nachdem er tagtäglich bedroht worden war. Er gab nicht auf, weil ihn die Angst gepackt hatte, sondern weil alle Gemeinderäte ihren Rücktritt eingereicht hatten, "aus familiären Gründen", wie sie in ihren Rücktrittsschreiben angaben.


"Ich bin gezwungen, mutig zu sein"

Luppino ist in diesen Tagen in Südtirol unterwegs, um die Initiative Giovani in Vita vorzustellen. "Ich bin gezwungen, mutig zu sein", sagt er.

Am Mittwoch wurde er von Bürgermeister Luigi Spaniolli im Rathaus empfangen. "Wir legen Wert darauf, dass sich die Gesellschaft an gemeinsame Regeln hält", betonte Spagnolli, als er Luppino und dessen Initiative vorstellte.


 Luigi Spagnolli

 Rudi Dalvai, der Luppino als Koordinator der Südtiroler Weltläden begleitet, erläuterte, dass sich die Weltläden für fairen Handel und faire Produktionsbedingungen weltweit einsetzen, dass es aber auch in der Nähe Unterstützung brauche. "Wer nur kurz in Kalabrien war und das Abbrennen von Häusern, Bäumen und Bienenstöcken mitbekommen hat, ist verunsichert und beeindruckt, und will etwas dagegen tun."


Mafiafreie Genossenschaft "Giovani in vita"

Luppino ist heute Präsident der Genossenschaft Giovanni in Vita“ die landwirtschaftliche Produkte herstellt, Produkte, die nicht von der Mafia kontrolliert sind.

"Unsere Genossenschaft hat 23 Mitglieder, 15 Jugendliche arbeiten rund ums Jahr bei uns, in der Erntezeit sind es viel mehr". Das, was ihm am meisten Freude bereite sei, "dass wir diese Jugendlichen der N'Drangheta entzogen haben, dass sie eine legale Arbeit haben".
Die meisten von ihnen waren deshalb gezwungen, "mit ihren Ursprungsfamilien zu brechen". Heute werden sie als "Infami" betrachtet, wie alle, die der N'Drangheta nicht zu Diensten sind.


Attentate hören nicht auf

Die Genossenschaft "Giovanni in Vita stellt unter anderem Olivenöl her, das nun auch über die Südtiroler Weltläden vermarktet wird. Dank eines gesicherten Absatzes können die Jugendlichen mit einer sicheren Arbeit rechnen und mit einer besseren Zukunft.
Es braucht aber weiterhin Mut, in Sinopoli zu leben. Die Attentate hören nämlich nicht auf. Immer wieder werden hundertjährige Olivenhaine angezündet.


Aktion der Cooperative "Giovanni in Vitagegen die 'Ndrangheta



In den ersten zwei Februarwochen kann das Öl aus Sinopoli in den Weltläden verkostet, gekauft und vorbestellt werden.

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