Mittwoch, 14. Mai 2014

`Ndrangheta bunkert Geld in Luxemburg


Ist Geld des verurteilten italienischen Ex-Deputierten und vermeintlichen Mafia-Mittelsmannes Amedeo Matacena in Luxemburg gebunkert? Die italienische Justiz bittet Luxemburg um Mithilfe.


Amedeo Matacena


Seit mehreren Tagen erschüttert ein weiterer Politskandal Italien. Im Visier der Justiz stehen der ehemalige Abgeordnete von Forza Italia und Geschäftsmann Amedeo Matacena und sein Umfeld, vor allem aber das Vermögen des Clans Matacenas. Das soll die Familie in einem undurchsichtigen Geflecht von Firmen gut versteckt haben. Unter anderem auch in Luxemburg.


Am vergangenen Donnerstag wurde Claudio Scajola von der Anti-Mafia-Polizei verhaftet


Die italienische Justiz hat ein Rechtshilfeersuchen an Luxemburg vorbereitet, so die italienische "La Repubblica" am Dienstag. Der Grund: „Seafuture sa“ und „Xilo sa“, zwei Unternehmen aus dem Firmengeflecht Matacenas haben ihren Sitz in Luxemburg. In Italien wurden bereits 50 Millionen Euro von dort angesiedelten Matacenas-Unternehmen beschlagnahmt. Am Dienstag lag der Staatsanwaltschaft in Luxemburg noch kein Rechtshilfeersuchen aus Reggio Calabria, den ermittelnden Behörden in Italien, vor.


Geldwäsche für die Mafia

Die Ermittler wollen die Beziehungen Matacenas zur 'Ndrangheta, der kalabrischen Mafia, aufspüren. Der Ex-Deputierte wird verdächtigt, sein Firmenimperium zum Weißwaschen von Mafia-Geldern zur Verfügung gestellt, als eine Art Schnittstelle für die 'Ndrangheta gedient zu haben. "Von Liberia bis Luxemburg – die Suche nach dem versteckten Schatz von Matacena", titelt die Zeitung einen ihrer Beiträge zur Affäre. Tatsächlich geht ein weiteres Rechtshilfeersuchen auch an die Behörden Liberia im Südwesten Afrikas, wo weitere Matacena-Firmen angesiedelt sind.


Steuerparadies für Millionäre - Monrovia / Liberia


Matacena selbst war am 6. Juni 2013 wegen Beteiligung an einer mafiösen Struktur zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafe trat er jedoch bisher nicht an. Der Grund: Seit der Bestätigung des Urteils durch das Kassationsgericht ist Matacena auf der Flucht. Er hält sich derzeit in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Dort war er im August 2013 aufgrund eines internationalen Haftbefehls zwar verhaftet, dann wieder freigelassen worden, mit der Auflage, das Land nicht zu verlassen. Matacena (51) war von 1994 bis 2001 Abgeordneter der damaligen Forza Italia und späteren Popolo della Libertà von Silvio Berlusconi.


Verschachtelte Unternehmensstruktur

Der Aufbau einer komplex verschachtelten Unternehmensstruktur sollte dazu dienen, die Hintermänner Matacenas zu schützen und schließlich ihn und seine Familienangehörigen selbst. Der Verschleierung sollte auch die Trennung Amadeo Matacenas von seiner Ehefrau Chiara Rizzo dienen. Die Frau wurde vor zwei Tagen im französischen Nice bei ihrer Rückkehr aus Dubai festgenommen und sitzt seitdem in Verwahrungshaft. Sie war zuvor zu Hausarrest verurteilt worden.

Chiara Rizzo soll den italienischen Ermittlern zufolge die Geschäfte ihres flüchtigen Ex-Ehemanns weitergeführt haben. Dabei konnte sie auf die Ratschläge Matacenas rechnen, um die Gewinne aus den Unternehmen zwischen Luxemburg und Montecarlo hin – und herzuschieben, wie "Corriere della Sera" am Dienstag schreibt.


Ex-Minister Berlusconis festgenommen

Chiara Rizzo ist nur eine der Personen, die im Zuge der "Schatzsuche" der italienischen Justiz festgenommen wurden. Eine andere ist Claudio Scajola, der in Abwesenheit des Chefs das Matacena-Imperium mit Rizzo verwaltete. Am 8. Mai 2014 nahm die Anti-Mafia-Einheit der Polizei den Ex- Innen- und Wirtschaftsminister (Forza Italia) und Silvio Berlusconi-Vertrauten Scajola fest. Er soll versucht haben, Matacenas Flucht aus Dubai in den Libanon zu organisieren und wollte sich dabei die Hilfe des libanesischen Ex-Staatspräsidenten Amin Gemayel sichern, guter Bekannter von Silvio Berlusconi, der bei diesem Deal mitwirken sollte.


Chiara Rizzo

Er wolle mit Berlusconi darüber reden, wird Scajola bei einem abgehörten Telefongespräch zitiert. Gemayel ist Präsident der „Phalange“, einer rechtsgerichteten Partei. Ihre Milizionäre waren im September 1982 am Massaker im palästinensischen Flüchtlingscamps Sabra und Schatila unweit Beiruts beteiligt gewesen.


 libanesischer Ex-Staatspräsidenten Amin Gemayel


Luxemburg, Liberia, Matacena, Scajolo, Berlusconi, Gemayel, 'ndrangheta – eine schöne Gesellschaft.



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