Samstag, 31. Mai 2014

Schuldirektorin kämpft gegen die Mafia

Ein Gymnasium in Süditalien, im Stammland der kalabrischen Mafia ’Ndrangheta, ist dank der Direktorin Mariarosaria Russo zur Bastion gegen die Mafia geworden.

Man kann auf die Liebe der Familie nicht verzichten und sie verleugnen, doch man kann Veränderungen erwirken, indem man auf eine bessere Zukunft hinarbeitet“, erklärt Mariarosaria Russo ihren Schülern. Seit sieben Jahren leitet sie das Liceo Scientifico Raffaele Piria in Rosarno, einer Stadt inmitten des Einflussbereiches der ‚Ndrangheta. Hier sind die meisten Schülerinnen und Schüler Kinder und Enkel von Mafiosi. Jede Woche werden zwei oder drei von ihnen angeworben und nach einem archaischen Ritual in die Mafia aufgenommen. Eine Verbrechensspirale, gegen die Mariarosaria Russo nun etwas unternehmen will. 


Liceo Scientifico Raffaele Piria in Rosarno


Seit sie die Leitung des Gymnasiums übernommen hat, verfolgt sie nur ein Ziel: diesen Kindern eine Zukunft ohne Verbrechen zu ermöglichen. Deutlich erklärt sie, dass an diesem Ort kein Platz für Kriminelle ist. Obwohl sie schon vielfach bedroht wurde, lehnt Mariarosaria Russo, die ihre Schule in eine regelrechte Anti-Mafia-Bastion verwandelt hat, jede Form von Polizeischutz ab, um ihre Glaubwürdigkeit bei den Schülern nicht aufs Spiel setzen.


Ein Zufluchtsort für Mafia-Sprösslinge

Mariarosaria Russo ist nicht die Einzige in Kalabrien, die Kinder aus Mafia-Familien wieder auf den rechten Weg führen will. Der Richter Roberto di Bella hat ein Pilotprogramm ins Leben gerufen, um diesen Kindern einen Ausweg zu zeigen.


Direktorin Mariarosaria Russo

Wir mussten diesen Teufelskreis, in dem negative Werte von Generation zu Generation weitergereicht werden, irgendwie durchbrechen“, erklärte er der BBC. Der Vorsitzende des Jugendstrafgerichts von Reggio di Calabria beschloss daher, die Kinder mafiöser Eltern aus ihren Familien zu holen und sie in einer Betreuung unterzubringen, wobei sie – wenn sie möchten – die Wochenenden zuhause verbringen können.

Es ist immer eine sehr schwere Entscheidung, ein Kind aus seiner Familie zu reißen“, räumt er ein. Ihm ist es wichtig, den männlichen Mafia-Sprösslingen zu zeigen, dass es auch noch andere Lebensentwürfe gibt als die ihrer Väter, Großväter und Onkel.


’Ndrangheta macht mehr Gewinn als die deutsche Bank


Die vor allem im Drogengeschäft aktive ’Ndrangheta ist mittlerweile die meistgefürchtete kriminellen Vereinigung Italiens. Sie kontrolliert 80 % des europaweiten Kokainhandels und macht damit mehr Gewinn als die Deutsche Bank. Nach einer Untersuchung des italienischen Forschungsinstituts Demoskopika machte die kalabrische Mafia-Organisation im Jahr 2013 einen Umsatz von 53 Milliarden Euro, was 3,5 % des italienischen BIP entspricht. Aktuell zählt die ’Ndrangheta weltweit nicht weniger als 50 000 Mitglieder.
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