Freitag, 30. Mai 2014

Schlag gegen Enkeltrick-Mafia


Keine Arbeit, aber Villa und Ferrari

Seit rund 15 Jahren sind der Polizei die Machenschaften des polnischen Clans bekannt, der ältere und oft hilflose Menschen anruft, ihnen vorgaukelt, nahe Verwandte zu sein und in einer Notlage zu stecken und nun dringend Geld benötigen würde. Nun gelang der Hamburger Polizei ein entscheidender Schlag gegen die Betrüger.

Es werde gegen knapp 50 Beschuldigte zwischen 16 und 63 Jahren in mehreren deutschen und polnischen Städten ermittelt. In Polen konnten Arkadiusz L. (46), Marcin K. (27) und Adam P. (44), drei der Haupttäter des Clans, verhaftet werden. "Das Besondere ist, dass es uns gelungen ist, eine organisierte Bande zu zerschlagen und an die Hintermänner herangekommen zu sein", sagte Oberstaatsanwalt Arnold Keller.


so protzen die Betrüger in Polen und Rumänien
Die beiden Häuser gehören den Enkletrickbetrügern


Wohnhaft in Polen, haben sie von dort aus gezielt ältere Menschen in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz angerufen. Hierbei hätten sie vorgetäuscht, sich in einer finanziellen Notlage zu befinden und ihre Opfer dazu gebracht, Bargeld und andere Wertsachen herauszugeben.

Insgesamt haben nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg 170 deutsche und polnische Beamte 14 Haftbefehle vollstreckt und 30 Objekte in Hamburg, Essen, Duisburg, Gelsenkirchen und Limburgerhof sowie in Warschau, Posen, Legionowo und Lodz durchsucht. Dabei wurden Geld, Schmuck und Luxusautos sichergestellt.

"Fast alle Enkeltricktaten in ganz Europa werden von dieser einen Familie in wechselnder Beteiligung begangen. Wir kennen fast jeden der Täter, konnten aber aufgrund föderalistisch bedingter diffuser Zuständigkeiten, mangelhaften rechtlichen Rahmenbedingungen und unkooperativen polnischen Behörden selten wirkliche Erfolge verzeichnen", sagte der Bundesvorsitzende des Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Andre Schulz.


Andere Familienmitglieder springen ein


Allein in Deutschland gibt es jährlich mehrere Hundert Opfer im Alter zwischen 55 und 99 Jahren durch den Enkeltrick. Die Schadenssumme aus den bekannten Taten beträgt laut BDK jährlich rund zehn Millionen Euro. "Die Clan-Mitglieder gehen keiner offiziellen Arbeit nach, leben aber in Polen unbehelligt in Villen und fahren Ferrari- und McLaren-Sportwagen", so Schulz.

Ein wesentlicher Baustein für den Nachweis der Enkeltrick-Tat und oftmals einzige Spur ist die Auswertung von Telekommunikationsdaten. Durch den Wegfall der Vorratsdatenspeicherung ist diese Beweisführung aber nur noch erschwert oder gar nicht mehr möglich.

"Als bei der Tätergruppe Anfang 2010 bekannt wurde, dass bei uns keine Telekommunikationsdaten mehr aufgezeichnet werden, haben sie ihre Anrufe nicht mehr von Polen aus, sondern direkt aus Deutschland getätigt", sagte BDK-Chef Schulz.

Der Clan ist riesig. Die entstandenen Lücken durch die Festnahmen werden schnell von anderen Familienmitgliedern gefüllt werden, die weiter ihrem mehr als lukrativen kriminellen Geschäft nachgehen werden. "Wir müssen den Ermittlungsdruck aufrechterhalten. Dafür brauchen wir aber die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen und mehr gut ausgebildete und qualifizierte Ermittler. Es sind mehrere Fälle bekannt, wo ältere Menschen, nachdem sie Opfer der Enkeltricktäter geworden sind, aus Scham Selbstmord begangen haben. Trotzdem werden uns seitens der Politik bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen. Man fragt sich, warum", so Schulz.
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(ich habe darüber berichtet: http://mancini-books.blogspot.de/2013/12/millionenbetrug-die-enkeltrick-mafia.html)
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