Sonntag, 14. Juni 2015

Operation weiße Weste

Eine ARTE-Dokumentation von Anna Ringle

Ein Hafen im Süden Italiens. Drogenhunde schnuppern an Transportern. Hier wurden Zollbeamte schon häufig fündig. Denn der Containerhafen, so bezeichnet es die TV-Dokumentation „Operation weiße Weste“, ist ein Drogenumschlagplatz der ’Ndrangheta. Sie gehört zu den mächtigsten Mafiaorganisationen Europas. Arte strahlt den Film an diesem Dienstag (20.15 Uhr) als Teil eines Themenabends über den internationalen Drogenschmuggel aus.




Der Zoll liefert beeindruckende Zahlen: 5,5 Tonnen Kokain seien seit Ende 2011 am Hafen Gioia Tauro gefunden worden. Angestellte des Hafens seien schon verhaftet worden, weil sie Teil des Mafia-Netzwerks seien.

Beamte bauen Drogenpakete auf Tischen zu großen Türmen auf. Sie fanden auch immer wieder gefälschte Siegel an den Containern. Das spreche dafür, dass die Container auf dem Weg zu dem Hafen geöffnet und die Drogen dort verstaut würden.

In Kalabrien ist die ’Ndrangheta in lokale Clans unterteilt. So kontrollieren sie seit Jahrzehnten weite Teile der Region, wie aus der Doku hervorgeht. Der geschätzte Jahresumsatz der Mafia-Organisation liege bei mehr als 50 Milliarden Euro. Ausschnitte aus Polizeivideos zeigen ein herrschaftliches Mafia-Haus mit integriertem Fluchtweg, andere Sequenzen ein Aufnahmeritual in den Mafia-Clan.
„Wenn ich das Haus verlassen will, muss ich die Polizei rufen“
Schnell wird in der rund 50 Minuten langen Doku deutlich: Wer sich mit der Mafia anlegt, dessen Leben ist danach ein anderes.

Ein Journalist beschreibt, dass sich seit seinen Recherchen alles verändert habe. „Wenn ich das Haus verlassen will, muss ich die Polizei rufen, die mit einem gepanzerten Fahrzeug kommt“, sagt er.
Ein italienischer Oberstaatsanwalt betont: „Mir wurden auch abgehörte Gespräche vorgespielt, in denen es darum ging, wie ich umgebracht werden sollte.“ Er vermeide es, sich an öffentlichen Orten aufzuhalten. „Ich war seit fast 30 Jahren nicht im Kino.“

Das Geld aus dem Drogengeschäft nutzt die ’Ndrangheta laut Staatsanwalt unter anderem dafür, um Immobilien in anderen Ländern zu kaufen. Es gehe dabei auch um Prestige und Machtdemonstration. Die Mafia-Struktur sei geprägt durch familiäre Bindungen. Dadurch sei auch sichergestellt, dass so gut wie niemand mit der Justiz kooperiere.


„Viele Leute tragen Angst in sich“

Regisseur Edgar Wolf sagte zu den Dreharbeiten in Italien: „Es ist spürbar, dass viele Leute eine Angst in sich tragen.“ Es habe lange gedauert, bis das Team Vertrauen schaffen konnte. Die Doku zeigt zugleich, dass es immer wieder Erfolge im Kampf gegen die ’Ndrangheta gibt. Ein Beispiel: Ein vom Staat konfisziertes Mafia-Gelände wird jetzt von einer Kooperative bewirtschaftet.

Im Anschluss sendet Arte zwei weitere Dokumentationen. „Im Visier der Kartelle“ beschäftigt sich mit dem Drogenkrieg im Westafrika. Ermittler sprechen davon, dass die Region eine Transitzone für Drogenbanden sei: Aus Lateinamerika gelange Kokain über Afrika nach Europa. Um 22.10 Uhr geht es in einer weiteren Doku („Drogen: Amerikas längster Krieg“) um den Kampf gegen den Drogenhandel in den USA.

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