Erstmals ist es Ermittlern gelungen, die Aufnahme neuer
Mafiosi in die ’ndrangheta zu dokumentieren. Während bei vergleichbaren
Ritualen anderer Mafia-Organisationen schon mal Blut fließt, wirkt die jetzt
gefilmte Aufnahme recht geschäftsmäßig.
Immer wieder nehmen italienische Carabinieri der
Sondereinheit R.O.S Mafiosi fest; so geschah es auch am Dienstagmorgen bei
einer Razzia gegen die ’ndrangheta, dem organisierten Verbrechen aus Kalabrien.
Dabei wurden in der Region Mailand, in Verona und im sizilianischen
Caltanissetta 37 Personen in U-Haft und drei in Hausarrest genommen. Erstmals
aber gelang es während der langwierigen Ermittlungen, die Aufnahme von
Kollaborateuren in den Rang verschworener ’ndrangheta-Mafiosi zu dokumentieren.
Das veröffentlichte R.O.S.-Video zeigt drei Männer während eines Essens an
einem Tisch. Zu hören ist ein Mafioso, der unauffällig zwischen Hauptgang und
Dessert „genau an diesem heiligen Abend, in der Stille der Nacht und unter dem
Licht der Sterne und dem Glanz des Mondes“ zwei neue Mitglieder in die „heilige
Kette“ einschwört. So versteht die Polizei den schwer verständlichen
Mitschnitt.
Dieser Aufnahmeritus fand im Norden Italiens statt und zeigt für die
Polizei, dass sich die kalabrische Mafia längst über ihre alten Grenzen hinweg
ausgedehnt hat. Für die Aufnahme war nach Interpretation der Polizei ein
Mafia-Boss aus Calolziocorte bei Lecco in der Lombardei, wohl der Chef und
„Santa“, zu dem Treffen mit zwei neuen Mafiosi aus Cermenate und Fino Mornasco
bei Como gekommen.
Die Treueschwüre, die die Carabinieri aufgezeichnet haben, sind quasi nur
die Unterschrift unter eine Vereinbarung über die nächsten „Geschäfte“ und die
Aufteilung der Gewinne. Danach müssen die bisher schon faktisch am Geschäft
Beteiligten schwören, alle Verbrechen „bis zur siebten Generation zu
verleugnen“, nicht vor Staat und Polizei sondern auch vor der eigenen Familie,
die „gesamte kriminelle Gesellschaft von Anfang bis heute anzuerkennen“ und die
„Ehre der Blutsbrüder zu schützen“.
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