"Papa hat im Clan gemacht, was er wollte, er
war die rechte Hand vom Capo." Der Sohn des kalabrischen Mafia-Paten
Gregorio Malvaso sagt gegen seinen Vater aus. Für die Ermittler hat er
wertvolle Informationen.
Er weiß, wie man Schutzgeld erpresst, Drogen verkauft oder auch
Waffen. "Klar weiß ich, was ein Mafioso macht", sagte der elfjährige
Nicola* der stellvertretenden Antimafia-Staatsanwältin in Reggio Calabria,
Giulia Pantano. "Ein Mafioso ist einer, der dealt, schießt, das ist
normal." In seinem Dorf habe jeder von der 'Ndrangheta geredet, "auch
meine erwachsenen Freunde".
Die
Zukunft Nicolas* schien klar vorgezeichnet: Sein Vater war Mafioso, also würde
auch er Teil der organisierten Kriminalität werden. Doch Gregorio Malvaso, 37,
'Ndrangheta-Boss aus dem Ort San Ferdinando in Kalabrien, wurde im Oktober 2014
verhaftet.
Die Mutter entschloss sich kurz darauf, mit den
Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten und sich als Kronzeugin zur Verfügung zu
stellen. Den Berichten zufolge wollte sie Nicola und seinen beiden jüngeren
Brüdern ein Leben in der Illegalität ersparen. Weil auch der Elfjährige mit den
Antimafia-Experten der DDA spricht, wurde er zum jüngsten Informanten aller
Zeiten. Wie nützlich seine Angaben letztlich sein werden, ist noch unklar -
aber seine Aussagen füllen bereits zahlreiche Aktenordner.
Schon im frühsten Kindesalter habe er gelernt, mit Waffen
umzugehen, erzählte Nicola* der römischen Tageszeitung "La Repubblica"
zufolge. Und, ja, sein Vater sei Mitglied des Clans von San Ferdinando gewesen:
"Papa hat innerhalb des Clans gemacht, was er wollte, er war die rechte
Hand vom Capo."
"Die Drogen gehörten Papa"
Der kleine "Pentito", wie reumütige Mafiosi in Italien
heißen, soll Namen und Funktionen verschiedener 'Ndrangheta-Mitglieder genannt
haben, ein ganzes Organigramm des Clans sei damit erstellt worden, hieß es.
Außerdem übergab er der Polizei eine Handykarte des Vaters mit wichtigen
Kontaktdaten. "Ich habe gesehen, was sie alles gemacht haben. Ich habe
Drogen gesehen, Waffen, vor allem Pistolen, nie Gewehre … die Drogen habe ich
immer in der Garage gesehen."
Die
Drogen hätten ohne Zweifel seinem Vater gehört. "Das weiß ich, weil sie
ohne seinen Befehl gar nichts gemacht haben, die haben nicht einen Finger
gekrümmt." Auch Abgesandte aus San Luca, dem Bergdorf, dessen
Mafiafamilien einst in Duisburg in ein Massaker verstrickt war, seien ein- oder
zweimal aufgetaucht.
Was
aus Sicht der Ermittler ein Erfolg ist, bedeutet für die Mutter und ihre drei
Söhne ein Leben im Untergrund. Seit etwa vier Monaten lebt die Familie weit weg
von Kalabrien und schwer bewacht an einem unbekannten Ort. Die aus Kalabrien
stammende 'Ndrangheta gilt als eine der mächtigsten weltweit operierenden
Mafia-Gruppierungen. Abtrünnige sind selten, wer sich gegen seinen Clan stellt,
kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein.
*Der Name ist ein Pseudonym, das die "Repubblica" dem
Jungen gegeben hat, um ihn zu schützen
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