Zwei Menschen
wurden binnen 24 Stunden in Neapel und Umgebung von Killern der Mafia
hingerichtet. Die Stadt fürchtet nun einen neuen Bandenkrieg.
Die
Menschen in Acerra, einer kleinen Stadt 15 Kilometer nordöstlich von Neapel,
rüsteten sich zum abendlichen Restaurantgang. Auf einer Bank an der um diese
Zeit belebten Piazza San Pietro saß der 55-jährige Adalberto Caruso, als sich
von hinten zwei Killer näherten. Mit einem einzigen Kopfschuss wurde der Mann
getötet, jegliche Rettungsversuche kamen zu spät.
Adalberto Caruso |
Es war
der zweite gezielte Mord im Raum von Neapel binnen 24 Stunden. Am Abend zuvor
hatten Unbekannte den 26-jährigen Andrea Saraiello nahe dem neapolitanischen
Flughafen Capodichino erschossen. Der junge Mann war auf einem Motorroller in
Richtung eines US-Stützpunktes unterwegs, als ihn die tödlichen Kugeln trafen.
der 26-jährigen Andrea Saraiello |
Während
Caruso in Zusammenhang mit Drogengeschäften und Verbindung zur örtlichen Mafia
polizeibekannt war, lag bislang gegen Saraiello nichts vor. Allerdings gibt es
von ihm Fotos auf Facebook, die ihn mit einer goldenen Pistole zeigen. Auch die
Tatsache, dass er aus dem von der Camorra beherrschten Stadtbezirk
Secondigliano stammt, lässt auf eine Verbindung zu den Clans schließen.
Zeitgleich
zu den jüngsten Morden hatte der Kardinal von Neapel, Monsignore Crescenzio
Sepe, in einer Messe das Ende des Blutvergießens auf den Straßen Neapels
gefordert. Der hohe Geistliche bezog sich dabei auf Taten Anfang September: Am
6. September wurde auf der Piazza Sanita im historischen Zentrum der 17-jährige
Gennaro Cesarano erschossen. Die Polizei fand mehr als 20 Projektile
unterschiedlicher Kaliber. Dies deutete auf einen Streit zwischen unterschiedlichen
Clans hin.
der 17-jährige Gennaro Cesarano |
Möglicherweise
kam das junge Opfer per Zufall ums Leben. Etwa zur selben Zeit wurde ein
30-Jähriger in der Nähe ermordet. Die Polizei berichtete, dass mehr als 50
Patronenhülsen vom Kaliber 7,62 gefunden wurden - Munition, wie sie gewöhnlich
bei Kalaschnikows benutzt wird.
Nicht
zuletzt die jüngsten Fahndungserfolge der Antimafiaeinheiten - in zwei Aktionen
der vergangenen Woche wurden etwa 90 Personen in und um Neapel festgenommen -
bringen Unruhe in die Camorrastrukturen. Nicht auszuschließen ist eine neue
Clanfehde ähnlich der von 2004. Damals ging es um die Machtaufteilung des
Di-Lauro-Clans. Der auch schon in diese "Faida di Scampia" genannten
Fehde verwickelte Mariano-Clan war in der jüngsten Verhaftungswelle stark
betroffen.
Möglich,
dass nun konkurrierende Camorra-Arme neue Positionen abstecken wollen. Dazu
würde auch ins Bild passen, dass vor allem jugendliche Drogenkuriere
diszipliniert oder, wenn sie auf eigene Rechnung arbeiten, exekutiert werden.
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