Montag, 21. September 2015

zwei Männer von der Mafia hingerichtet

Zwei Menschen wurden binnen 24 Stunden in Neapel und Umgebung von Killern der Mafia hingerichtet. Die Stadt fürchtet nun einen neuen Bandenkrieg.

Die Menschen in Acerra, einer kleinen Stadt 15 Kilometer nordöstlich von Neapel, rüsteten sich zum abendlichen Restaurantgang. Auf einer Bank an der um diese Zeit belebten Piazza San Pietro saß der 55-jährige Adalberto Caruso, als sich von hinten zwei Killer näherten. Mit einem einzigen Kopfschuss wurde der Mann getötet, jegliche Rettungsversuche kamen zu spät.


 Adalberto Caruso




Es war der zweite gezielte Mord im Raum von Neapel binnen 24 Stunden. Am Abend zuvor hatten Unbekannte den 26-jährigen Andrea Saraiello nahe dem neapolitanischen Flughafen Capodichino erschossen. Der junge Mann war auf einem Motorroller in Richtung eines US-Stützpunktes unterwegs, als ihn die tödlichen Kugeln trafen.

der 26-jährigen Andrea Saraiello


Während Caruso in Zusammenhang mit Drogengeschäften und Verbindung zur örtlichen Mafia polizeibekannt war, lag bislang gegen Saraiello nichts vor. Allerdings gibt es von ihm Fotos auf Facebook, die ihn mit einer goldenen Pistole zeigen. Auch die Tatsache, dass er aus dem von der Camorra beherrschten Stadtbezirk Secondigliano stammt, lässt auf eine Verbindung zu den Clans schließen.



Zeitgleich zu den jüngsten Morden hatte der Kardinal von Neapel, Monsignore Crescenzio Sepe, in einer Messe das Ende des Blutvergießens auf den Straßen Neapels gefordert. Der hohe Geistliche bezog sich dabei auf Taten Anfang September: Am 6. September wurde auf der Piazza Sanita im historischen Zentrum der 17-jährige Gennaro Cesarano erschossen. Die Polizei fand mehr als 20 Projektile unterschiedlicher Kaliber. Dies deutete auf einen Streit zwischen unterschiedlichen Clans hin.

der 17-jährige Gennaro Cesarano


Möglicherweise kam das junge Opfer per Zufall ums Leben. Etwa zur selben Zeit wurde ein 30-Jähriger in der Nähe ermordet. Die Polizei berichtete, dass mehr als 50 Patronenhülsen vom Kaliber 7,62 gefunden wurden - Munition, wie sie gewöhnlich bei Kalaschnikows benutzt wird.

Nicht zuletzt die jüngsten Fahndungserfolge der Antimafiaeinheiten - in zwei Aktionen der vergangenen Woche wurden etwa 90 Personen in und um Neapel festgenommen - bringen Unruhe in die Camorrastrukturen. Nicht auszuschließen ist eine neue Clanfehde ähnlich der von 2004. Damals ging es um die Machtaufteilung des Di-Lauro-Clans. Der auch schon in diese "Faida di Scampia" genannten Fehde verwickelte Mariano-Clan war in der jüngsten Verhaftungswelle stark betroffen.




Möglich, dass nun konkurrierende Camorra-Arme neue Positionen abstecken wollen. Dazu würde auch ins Bild passen, dass vor allem jugendliche Drogenkuriere diszipliniert oder, wenn sie auf eigene Rechnung arbeiten, exekutiert werden.

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