Dienstag, 27. Oktober 2015

Schwerer Mafia-Verdacht gegen Unicredit-Banker

Die Anti-Mafia-Direktion in Florenz verdächtigt den Vizepräsidenten von Unicredit, Fabrizio Palenzona, der angeblichen Begünstigung von Mafia-Geschäften. Die Büroräume Palenzonas wurden bereits durchsucht und Dokumente beschlagnahmt. Der 62-Jährige weist jegliche Beschuldigung zurück. Angeblich hat der Banker die sizilianische Cosa Nostra gefördert, indem er mit dem süditalienischen Unternehmer Andrea Bulgarella kooperierte. Dieser steht im Verdacht, ein enger Mitarbeiter des seit zehn Jahren flüchtigen Mafiabosses Matteo Messina Denaro zu sein. Die Ermittlungen kreisen um mutmaßlich illegale Aktivitäten des Unternehmers in der Toskana.

Mit ihm sind auch seine Vorstandskollegen unter schweren Verdacht geraten. Sie werden sich warm anziehen müssen.




Protest seitens Großaktionären

Der "Fall Palenzona" stand vor wenigen Tagen bei der Unicredit-Verwaltungsratssitzung auf der Tagesordnung. Der Verwaltungsrat hatte den politisch mächtigen Palenzona, der unter anderem auch Präsident des Airports von Rom (AdR) ist, zwar sein Vertrauen ausgesprochen. Aber angeblich sollen die Großaktionäre von Unicredit aufgemuckt haben. Allen voran der größte Einzelaktionär, die Fondsgesellschaft Aabar aus Abu Dhabi. Auch die Europäische Zentralbank soll eine Kopie der von der Bank eingeleiteten Untersuchungen angefordert haben.

Einer der drei Vizepräsidenten von Unicredit, Ex-Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, fordert Klarheit. Es müsse alles getan werden, um den Ruf des Konzerns zu wahren. Er vertritt die Interessen des größten Aktionärs der Bank, des Staatsfonds aus Abu Dhabi Aabar. Das Vertrauen der Aktionäre sei auch im Hinblick auf die Präsentation des Geschäftsplanes am 11. November nötig, der nicht nur einschneidende Maßnahmen bei der Bank Austria, sondern auch Kostenschnitte in Italien, Deutschland und Osteuropa vorsehen soll.

So sollen in Kürze Risk-Manager Massimiliano Fossati und Alessandro Cassati, der für das Corporate und Investmentbanking in Italien zuständig ist, ersetzt werden. Roberto Mercurio, persönlicher Assistent Palenzonas, hatte bisher keine offizielle Position bei Unicredit, soll aber inzwischen zum "unerwünschten Gast" erklärt worden sein. Die Anti-Mafia-Direktion ermittelt auch gegen Mercurio sowie gegen Fossati und Cassati.


Im Mittelpunkt der Ermittlungen in Florenz stehen die Beziehungen zwischen der UniCredit und einem sizilianischen Unternehmer, Andrea Bulgarella, dem Verstrickungen zu der seit Jahren flüchtigen Nummer eins der Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, dem meistgesuchten Kriminellen Italiens, vorgeworfen werden. Der Unternehmer hat 53 Mio. Euro Schulden bei der Bank-Austria-Mutter angesammelt.

Die Vermutungen der Ermittler seien völlig unbegründet, sagte Palenzonas Anwalt Massimo Di Noia. UniCredit zeigte sich überzeugt, dass Palenzona und die anderen Manager alle Vorwürfe klären werden.

Die Carabinieri hatten in den vergangenen Tagen Büros und Privatwohnungen der Manager durchsucht.

Die Florentiner Ermittler, die die Verbindungen der organisierten Kriminalität zur Finanzwelt untersuchen, warne durch ein abgehörtes Telefonat auf Palenzona und die anderen aufmerksam geworden. Im Juni unterhielten sich zwei UniCredit-Mitarbeiter über die Kreditwürdigkeit Bulgarellas, eines Hoteliers aus der sizilianischen Stadt Trapani, der seit langem in der Toskana aktiv ist..



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen