Dienstag, 20. Oktober 2015

Super-Mafioso Asaro gefasst

Prozess gegen einen Super-Mafioso: 37 Jahre nach dem Millionenraub auf dem JFK-Flughafen steht Vincent Asaro vor Gericht. Die Beweislage ist erdrückend.
BILD : Dem 80-jährigen Mafioso Vincent «Vinny» Asaro wird in Brooklyn der Prozess gemacht. Bild:Asaro am 23. Januar 2014 nach seiner Verhaftung in New York.

BILD : Dem 80-jährigen Mafioso Vincent «Vinny» Asaro wird in Brooklyn der Prozess gemacht. Bild:Asaro am 23. Januar 2014 nach seiner Verhaftung in New York.

Vor dem Bundesgericht in Brooklyn begann gestern der lang erwartete Strafprozess gegen Mafiaboss Vincent Asaro, einem der Hauptbeteiligten am berühmten Großraub auf dem New Yorker JFK-Flughafen von 1978. Bei dem Überfall auf ein Lufthansa-Cargogebäude am 11. Dezember hatten Gangster fünf Millionen Dollar in bar und Schmuck im Wert von einer Million Dollar erbeutet. Martin Scorcese verewigte die Geschichte im blutigen Film «Goodfellas» von 1990.



Boss: auch der große Boss Thomas (Tommy D) DiFiore ist gefasst


Mit seinem Alter von 80 Jahren schien Asaro aus einer anderen Epoche zu stammen. Obwohl leicht kränkelnd, verfolgte der «Oldfella» die Verhandlung im Gerichtssaal 8C S aufmerksam, schreibt der „Dayli Telegraph.


Ein Gangster durch und durch

Vor der anonymen Jury beschrieb ihn die Staatsanwältin Lindsay Gerdes als führendes Mitglied der Bonanno-Mafiafamilie, einer von fünf in New York tätigen Verbrechersyndikaten. «Der Angeklagte ist ein Gangster durch und durch – er lebte und atmete die Mafia», sagte Gerdes laut dem «Independent». Neben der Beteiligung am Lufthansa-Raub wird Asaro eines Mordes beschuldigt. Zudem soll er Menschen eingeschüchtert, erpresst und beraubt haben. Er plädiert auf nicht schuldig.

Jack Bonaventre - Killer und Leibwächter von Asaro


Beim damals größten Geldraub der US-Geschichte soll der Bonanno-Hauptmann außerhalb des Cargo-Areals in einem Auto gewartet haben. Der Plan sah vor, mit dem sogenannten «Crash Car» falls nötig die Polizei abzulenken. Asaro musste jedoch nicht in Aktion treten: Sechs vermummte, schwer bewaffnete Räuber hielten das Lufthansa-Personal so lange in Schach, bis sie das Lager von Geld und Wertsachen.


Keine Zeugen, keine Anklage

In «Goodfellas» kommt Asaro als Figur nicht vor. Den spektakulären Raub dachte James «Jimmy the Gent» Burke aus, der im Film von Robert De Niro gespielt wird. «Goodfellas» führt vor, wie nach dem Raub ein Beteiligter nach dem anderen entweder verschwindet oder umgebracht wird. Der Mangel an Zeugen ist ein Grund dafür, weshalb der Fall lange zu keiner Anklage geführt hat.
Die Staatsanwaltschaft kann Asaro jetzt einen Strick drehen, weil mehrere Mafiosi zu plaudern begonnen haben. Einige von ihnen sind im Zeugenschutzprogramm und werden vor Gericht gegen Asaro aussagen. «Jimmy the Gent» gehört nicht dazu. Der Kopf des Teams starb 1996 hinter Gittern. Burke soll 1969 mit einer Velokette den Fahrer Paul Katz erwürgt haben. Mit dabei sei ein Mann mit einem Tattoo gewesen, sagte Gerdes in ihrem Eröffnungsstatement. «Der Mann mit dem Tattoo ‹Tod vor Unehre› auf dem Vorderarm sitzt heute im Gerichtssaal. Dieser Mann ist Vincent Asaro.»


Nummer zwei erklärt die Regeln

Für die Verteidigung machte Diane Ferrone geltend, den Zeugen der Anklage sei nicht zu trauen. «Falls nötig lügen sie einander an, und sie lügen, um sich selbst zu retten.» Die Rechtsanwältin versuchte, das von der Anklage angekündigte Beweismaterial infrage zu stellen. Die Staatsanwaltschaft beruft sich in erster Linie auf Hunderte Stunden von Gesprächen, die ein Überläufer mit verstecktem Mikrofon aufgezeichnet hatte.


Goodfellas-Prozess beginnt

Nach den Anfangsbemerkungen der zwei Seiten rief die Anklage als ersten Mann Salvatore Vitale in den Zeugenstand. Die einstige Nummer zwei hinter dem Bonanno-Boss Joseph Massino erklärte den Geschworenen die Regeln der Mafia. Verboten sei, sich mit Bundesfahndern zu treffen, mit der Frau eines anderen Mitglieds zu schlafen und jemanden ohne Erlaubnis zu töten. Die Pflichten seien einfach, sagte Vitale. «Tu einfach, was dir gesagt wird.»

Im Fall eines Schuldspruchs droht Asaro eine lebenslängliche Gefängnisstrafe.

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