In Zeiten modernster Kommunikationsmöglichkeiten blieben sie bei
ihrer alten Zettelwirtschaft und bedienten sich eines Codes auf der Basis der
Sprache von Schäfern: Nach jahrelangen Ermittlungen will die italienische
Polizei nun den Schaf-Code geknackt haben.
Am Montag hat die
Polizei elf Verdächtige aus dem Umfeld des seit zwei Jahrzehnten flüchtigen
mutmasslichen Paten der sizilianischen Mafia, Matteo Messina Denaro, gefasst.
Nach Angaben der Ermittler ist unter ihnen der ehemalige Mafiaboss Vito
Gondola. Er soll das konspirative Kommunikationsnetz unterhalten haben. Wie
Gondola sind zwei weitere Verhaftete über 70 Jahre alt.
Mit Zetteln, die unter
einem Stein versteckt wurden, soll ein mächtiger Mafiaboss sein kriminelles
Netzwerk dirigiert haben. Jetzt meldet die Polizei auf Sizilien einen
Durchbruch in den Ermittlungen.
Uralte Methode
Der seit 1993 flüchtige 53-jährige Pate
der Cosa Nostra bediente sich nach Angaben der Ermittler der uralten
Mafiamethode der «Pizzini» - verschlüsselte Botschaften auf einem kleinen Stück
Papier -, um seinen Schergen Anweisungen zu geben. Die Zettel wurden mehrfach
gefaltet und mit Klebestreifen umwickelt unter einem grossen Stein auf dem
Gelände von Gondolas Bauernhof unweit der sizilianischen Hafenstadt versteckt.
Gondolas Aufgabe war es, die Adressaten
der «Pizzini» zu informieren. Am Telefon sagte der 77-Jährige dafür: «Ich habe
Dir Ricotta beiseitegelegt, kannst Du ihn später abholen», oder «die Schafe
müssen geschoren werden» oder «das Futter für die Schafe ist fertig».
Seit 2011 Kommen und
Gehen auf Hof verfolgt
Die Ermittler verfolgten seit 2011 mit
verborgenen Kameras und Mikrofonen das Kommen und Gehen auf dem Bauernhof. Und
entdeckten dabei, dass Denaro an Einfluss verliert: In einem Telefonat
berichtet Gondola einem anderen Mafioso, der 53-Jährige verliere die Kontrolle
über die jüngste Generation der Cosa Nostra - diese verschwänden einfach, «ohne
Bescheid zu geben».
Einer der verhafteten Handlanger - der 73-jährige Mafiaboss Vito Gondola |
Ein ganzer Friedhof voller Opfer
Der 1993 untergetauchte Mafia-Killer
Denaro gilt als Nachfolger der lebenslang einsitzenden historischen «Paten»
Toto Riina und Bernardo Provenzano. Die letzten bekannten Fotos von ihm stammen
aus den frühen 90er Jahren. Auf dem Höhepunkt seiner Mafia-Karriere hatte er
den Ruf eines Frauenhelden und Protzes, der seine rund 900 Gangmitglieder fest
im Griff hatte.
Laut Berichten soll er einmal damit
angegeben haben, mit seinen Opfern einen ganzen Friedhof füllen zu können.
Schafbauer Gondola soll
Berichten der italienischen Medien zufolge früher einmal Riinas rechte Hand
gewesen sein. In den 70er Jahren gehörte er demnach einer Gang an, die auf
Entführungen spezialisiert war. Er liebt laut den Ermittlern seine Schafe,
trotz seines Alters steht er jeden Morgen um 4 Uhr auf, um sich um sie zu
kümmern.
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