Nach der pompösen Bestattung eines Mitglieds des
römischen Mafia-Clans Casamonica erntet die katholische Kirche weiter Kritik.
Der Mafia-Kritiker Roberto Saviano, Autor von
"Gomorrha", erinnerte daran, die Pfarrei Don Bosco in Rom habe 2006
dem Sterbehilfe-Aktivisten Piergiorgio Welby eine Trauerfeier verweigert,
"weil er entschieden hatte, sein Leiden freiwillig zu beenden. Die gleiche
Kirche gab gestern der Beerdigung von Clanchef Vittorio Casamonica Raum, dessen
Sarg von einer Band begleitet wurde, die Musik aus 'Der Pate' spielte",
schrieb Saviano am Freitag auf Facebook. Dafür erntete er binnen einer halben
Stunde zehntausend "Gefällt mir"-Klicks.
Sarkasmus und Gegenwehr
Mit Sarkasmus reagierte auch der Parteisekretär der rechten Lega Nord,
Matteo Salvini. Er verwies auf Attacken der Italienischen Bischofskonferenz
gegen die Lega Nord wegen deren Ausländerpolitik. Offenbar mache eine
Steuerabgabe eines Mafiabosses für die Kirche in Höhe von 8.000 Euro "mehr
Appetit", kommentierte Salvini auf Facebook.
Unterdessen verteidigte sich der Priester der Don-Bosco-Gemeinde, der am
Donnerstag die Beerdigungsfeier abgehalten hatte. Er würde dies genauso wieder
tun, dies sei sein Beruf, zitierte der Sender Rai News Gemeindepfarrer
Giancarlo Manieri. Rückendeckung erhielt der Kirchenmann vom sizilianischen
Erzbischof Michele Pennisi. Den Priester treffe keine Schuld, stattdessen
hätten die kommunalen Institutionen die pompöse Feier verhindern müssen, sagte
der Erzbischof von Monreale der Zeitung "La Repubblica"
Sarg in riesiger Kutsche
transportiert
Die Beerdigung Casamonicas war am Donnerstag im Osten Roms zu einem
pompösen Schauspiel geraten. Der Sarg des mit 65 Jahren verstorbenen Clanchef
wurde in einer sechsspännigen, schwarzen Kutsche transportiert, deren Dach ein
Kreuz schmückte. Eine Musikkapelle spielte eine Melodie aus dem
Hollywood-Mafiafilm "Der Pate"; von einem Helikopter regneten
Rosenblätter auf die Menge herab. Auf einem Plakat wurde der Mafia-Boss als
"König von Rom" geehrt. Weiter hieß es: "Rom hast du erobert,
jetzt wirst du das Paradies erobern."
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