Bei zwei Großrazzien ist die
italienische Polizei gegen die Mafia in Rom und Kalabrien vorgegangen. Der
Einsatz in der Hauptstadt sei mit 45 Festnahmen «einer der größten jemals in
Rom» gewesen und habe der dortigen Mafiazelle einen «tödlichen Stoß» versetzt,
erklärte die Polizei.
Bei der «Operation Neues
Morgengrauen» in Rom und dem Vorort Ostia seien 51 Menschen im Visier gewesen,
teilte Polizeisprecher Mario Viola mit. 6 von ihnen seien bereits in Gewahrsam
gewesen, 45 wurden festgenommen.
«Pax mafiosa»
Der Einsatz richtete sich gegen
zwei große Mafia-Clans aus Rom und Sizilien, die Familien Fasciani und Triassi,
wie Einsatzleiter Renato Cortese erläuterte. Diese hätten sich in einer Art
«pax mafiosa» ihre Einflussgebiete untereinander aufgeteilt, in denen sie
jeweils ungestört ihren verbotenen Geschäften nachgingen.
Die Vorwürfe reichen von
Drogenhandel und Wuchergeschäften über Schutzgelderpressung bis zum
Manipulieren von Spielautomaten. Rund 500 Polizeibeamte waren im Einsatz,
darunter die Wasserschutzpolizei, Hundestaffeln sowie ein Helikopter.
Die Ermittlungen reichten bis
nach Spanien: Auf der Insel Teneriffa wurde einer der Köpfe der Triassi-Familie
gefasst, zwei weitere mutmaßliche Mafiosi wurden in Barcelona festgenommen.
Autounfälle vorgetäuscht
Die Razzia im kalabrischen
Lamezia Terme im Süden des Landes richtete sich der Polizei zufolge gegen
Angehörige des 'Ndrangheta-Clans. Die Mafia-Bande habe jedes Jahr Hunderte
Autounfälle vorgetäuscht und damit Millionensummen für Waffen und Drogen
eingenommen. Am groß angelegten Betrug seien Versicherungsmakler, Ärzte,
Anwälte und Automechaniker beteiligt gewesen.
Gegen 70 Verdächtige wurden
Haftbefehle ausgestellt, unter anderem wegen Versicherungsbetrugs. Die Polizei
habe bei Razzien nach ihnen gefahndet, sagte der zuständige Ermittlungsleiter
Rodolfo Ruperti. Pro Jahr soll die Bande deutlich mehr als 1 Million Euro
erschwindelt haben.
Betroffen von dem Betrug ist
den Angaben zufolge eine örtliche Tochter der Zurich Insurance Group. Das Unternehmen
erklärte, es äußere sich nicht zu laufenden Ermittlungen.
Über 20 Morde in Auftrag
gegeben
Der Chef der
Mafia-Organisation, der 32-jährige Giuseppe Giampa, wird verdächtigt, von 2005
bis 2011 mehr als 20 Morde in einem Bandenkrieg angeordnet zu haben. Die
Ermittler erzielten nach Polizeiangaben einen Durchbruch, als Giampa zum
Informanten wurde. Warum er dies tat, teilte die Polizei nicht mit.
Die 'Ndrangheta gilt als
gefährlichste der vier großen Mafia-Organisationen und hat ihre Aktivitäten von
Kalabrien aus nach Norditalien ausgeweitet. Sie wird aber auch mit Verbrechen
in West- und Nordeuropa und sogar Amerika und Australien in Verbindung
gebracht. Die anderen Zweige sind die Cosa Nostra (Sizilien), die Camorra
(Neapel) und die Sacra Corona Unita (Apulien).
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