Anfang der Woche habe ich über die Mafia in Facebook berichtet. Weit
weniger um Aufmerksamkeit bemüht sind ihre klassischen Kollegen, die in
Deutschland ihr Unwesen treiben.
In Köln ist Anfang des Jahres ein Prozess zu Ende gegangen, in dem sich
vier Italiener wegen Bandenkriminalität verantworten mussten. Mit Hilfe von
Briefkastenfirmen hatten sie Schwarzarbeiter an deutsche Bauunternehmen
vermittelt und so einen zweistelligen Millionenbetrag am Fiskus vorbei in die
eigene Tasche gewirtschaftet.
Neue Geschäftsfelder
Aber Steuerhinterziehung und Mafia? Die beiden Dinge passen zueinander wie
Wladimir Putin und Barack Obama. Genau diesen Gegensatz nutzen die Mafiosi in
Deutschland aus. Statt im Drogenmilieu zu schießen und zu stechen, unterwandern
sie hierzulande lieber ganze Wirtschaftszweige, wie der Fall vor dem Kölner
Landgericht zeigt.
„Die Mafiosi von heute treten wie Unternehmer auf, mit weißem Kragen.
Sie sind freundlich, sprechen mehrere Sprachen. Sie machen dich reich.“ – so
der Generalstaatsanwalt und Mafia-Jäger Roberto Scarpinato.
Geholfen hat den vier Männern dabei ein kaum zu durchdringendes Netzwerk
von Scheinfirmen. Über 400 deutsche Bauunternehmen haben die Dienste dieser
Briefkastenfirmen in Anspruch genommen. Somit hatten sie bei Ausschreibungen
Wettbewerbsvorteile aufgrund geringerer Personalkosten.
Hinter diesem System vermutete die Staatsanwaltschaft die sizilianische
Cosa Nostra. Eine direkte Verbindung zu hochrangigen Mitgliedern konnte sie den
Angeklagten allerdings nicht nachweisen. Vor Gericht stritten die Männer
jeglichen Kontakt zur sizilianischen Mafia ab. Lediglich die
Steuerhinterziehung gestanden sie ein und kamen mit milden Haftstrafen davon.
Deutschland braucht härtere Gesetze
Deutschlands nicht vorhandene Anti-Mafia-Gesetze machen die Bundesrepublik
als Investitionsziel besonders attraktiv. Das glaubt zumindest der Mafia-Jäger
von Palermo, der oberste Staatsanwalt Roberto Scarpinato. „Wenn du in Italien
ein Millionenvermögen hast und mir nicht erklären kannst, woher das Geld kommt
– dann wird es konfisziert“, beschreibt Scarpinato die Anti-Mafia-Gesetze in
Italien.
Auch deswegen leben rund 460 Mafia-Mitglieder dauerhaft in Deutschland. Ein
Großteil davon hat sich laut einer internen Polizeistudie in Baden-Württemberg
niedergelassen. So verwundert es nicht, dass von den bundesweit 27 festgenommenen
Mafiosi gleich sechs aus dem Bundesland kamen. Darunter waren auch einige
hochrangige Mitglieder der kalabrischen 'Ndrangetha.
Alte Gewohnheiten sterben schwer
Aber auch wenn die WDR-Doku eher in Richtung Wirtschaftskriminalität
deutet, hat die Mafia das traditionelle Rauschmittelgeschäft noch lange nicht
aufgegeben.
Wie der BKA-Bericht „Organisierte Kriminalität“ von 2012 aufzeigt, liefen
mehrere Ermittlungsverfahren gegen italienische Mafia-Gruppierungen
wie`Ndrangheta. Gegenstand der Ermittlungen waren Verdachtsfälle auf
Kokainhandel und Waffenschmuggel.
Wann die Fassade ehrbarer Geschäftsmänner fällt, bekam ein deutscher
Unternehmer zu spüren. Er war zur Vertragsunterzeichnung mit einem
italienischen Geschäftspartner nach Zürich gereist.
In einer Bank präsentierte der Italiener ihm einen Koffer mit 8,5 Millionen
Euro in bar. Die 8 Millionen waren Teil des Geschäfts, 500.000 Euro waren für
den deutschen Unternehmer. Auf die Frage hin, was den Italiener so sicher
mache, dass der Unternehmer mit dem Geld nicht einfach abhauen würde,
antwortete der:
„Ich weiß, Ihre beiden Kinder, die sind jetzt in der Schule, 13 und 15. Und
die geben mir die Sicherheit, dass mein Geld gut bei Ihnen angelegt ist.“
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