Die Tage der Korruption
innerhalb der Lokalpolizei an der Playa de Palma scheinen gezählt: Knapp eine
Woche nach der ersten Verhaftungswelle am Montag haben die ermittelnden
Justizbehörden zehn zum Teil ranghohe Polizeibeamte festgenommen, drei
Haftbefehle ausgesprochen, 13.000 Polizeiakten zur eingehenden Untersuchung
unter gesichert und den Einzug der Dienstwaffen von mehreren Beamten
veranlasst. Parallel dazu wurden gegen mindestens sechs Beamte
Entlassungsverfahren eingeleitet.
Die umstrittene
Polizeieinheit GAP, gegen die es die meisten Beschuldigungen gibt,
soll aufgelöst werden. Palmas Oberbürgermeister Mateo Isern, oberster
Arbeitgeber der Lokalpolizei, sprach den Ermittlungsbehörden seinen
"aufrichtigen Dank" aus. Die Anti-Korruptionsstaatsanwaltschaft habe
"brillante Arbeit" geleistet und untragbare Zustände beseitigt, wie
sie offenbar bereits seit einigen Jahren insgeheim vorgeherrscht hatten.
Die spanische
Tageszeitung "Ultima Hora" sprach von einer "Mafia"
innerhalb der Polizeibehörde. Vor allem die 2007 geschaffene Eliteeinheit
"Grupo de Actuación Preventiva" (GAP) habe im Schutz ihrer
Polizeiführer völlig unkontrolliert und willkürlich das Recht gebrochen.
Kritische Kollegen wurden durch Drohungen, zum Teil mit vorgehaltener Waffe, mundtot
gemacht oder zwangsversetzt. Die Vorgesetzten sollen die Vorfälle weitgehend
ignoriert haben.
Die GAP war als
schnelle Eingreiftruppe geschaffen worden, um den Kampf gegen Latino-Banden
aufzunehmen, die sich seinerzeit im Stadtgebiet von Palma breitgemacht hatten.
Doch bald widmeten sich die Beamten den Angaben zufolge dem Nachtleben an der
Playa und am Paseo Marítimo in Palma. Sie kassierten Gelder von Unternehmern,
um deren Lokale zu beschützen und vor allzu strengen Auflagen zu bewahren.
Einschlägig bekannte Taschendiebe wurden von den Beamten angewiesen, Abstand zu
den Lokalen zu halten.
Betriebe der Konkurrenz,
die für die illegalen Sonderdienste der Beamten nicht bezahlen wollten, bekamen
hingegen bereits bei kleinsten Vergehen die volle Härte des Gesetzes zu spüren.
So unterschieden die beschuldigten Beamten zwischen Freund und Feind und legten
bei ihrer Arbeit zweierlei Maß an.
Damit nicht genug,
sollen die Beamten im Hintergrund ein Dutzend Bordelle kontrolliert haben. In
den Lokalen entstanden den Medienberichten zufolge heimliche Aufnahmen von
Besuchern, unter ihnen mallorquinische Geschäftsleute. Mit den Filmen und Fotos
seien unliebsame Unternehmer später erpresst worden. In einem Fall sollen
Polizisten versucht haben, in einem Konkurrenzbetrieb einen fingierten
Drogendeal über die Bühne gehen lassen.
Wie "Ultima
Hora" weiter schreibt, erhielten die Beamten in den
"befreundeten" Lokalen und Bordellen Freigetränke, Speisen und
sexuelle Dienstleistungen gratis. Mit weiteren Bekannten sollen dort regelrecht
Orgien gefeiert worden sein.
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