Freitag, 30. Januar 2015

Rund 150 Mafia-Mitglieder festgenommen

 Bologna - Sie ist mächtiger als die sizilianische Cosa Nostra und die napolitanische Camorra - doch nun ist mit mehr als 150 Festnahmen ein harter Schlag gegen die Mafiaorganisation 'Ndrangheta gelungen.




Wie die Staatsanwaltschaft von Bologna am Mittwoch mitteilte, richtete sich der Einsatz gegen mehr als 40 Verdächtige in Kalabrien, dem angestammten Gebiet der 'Ndrangheta, sowie gegen 117 weitere in der norditalienischen Region Emilia-Romagna.

Nach mindestens sieben der 163 Verdächtigen, gegen die Haftbefehle ausgestellt wurden, wurde noch gefahndet. Wie viele von den übrigen Verdächtigen bereits wegen anderer Vergehen in Haft waren, wurde nicht mitgeteilt. Presseberichten zufolge gehört zu den Festgenommenen ein Vertreter der Partei Forza Italia von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi.


Auch Anführer wurden verhaftet

"Das ist ein eindrucksvoller und entscheidender Schlag gegen die Mafia im Norden", sagte der italienische Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft Franco Roberti bei einer Pressekonferenz in Bologna, der Hauptstadt von Emilia-Romagna. Bei der 'Ndrangheta handele es sich um "eine tief verwurzelte und sehr gefährliche kriminelle Organisation". Sechs der in Emilia-Romagna festgenommenen Verdächtigen gelten den Angaben zufolge als Anführer der Mafiaorganisation.




Der Großeinsatz der Polizei zeigt, dass die 'Ndrangheta ihre Aktivitäten auf Norditalien ausgeweitet hat. Eine 'Ndrangheta-Zelle in Emilia-Romagna sei dort schon seit etwa 20 Jahren aktiv und handele finanziell und organisatorisch weitgehend unabhängig, sagte der Staatsanwalt von Bologna, Roberto Alfonso.


'Ndrangheta hat Verbindung zu Drogenkartellen

'Ndrangheta gilt mittlerweile als Italiens mächtigste Mafiaorganisation. Wegen ihrer führenden Stellung im europäischen Handel mit Kokain hat sie die neapolitanische Camorra und die sizilianische Cosa Nostra überholt. Mit dem Schmuggel der Droge aus Südamerika über Nordafrika und Süditalien nach Europa werden mehrere Milliarden Euro umgesetzt. Die 'Ndrangheta, deren Name sich von dem griechischen Wort für Mut oder Treue ableitet, unterhält nach Erkenntnissen der Ermittler Verbindungen zu kolumbianischen Drogenkartellen, mexikanischen Banden und Mafia-Clans in New York und anderen Orten Nordamerikas.

In jüngster Zeit war die italienische Polizei wiederholt gegen die 'Ndrangheta vorgegangen. Vergangene Woche nahm die Polizei in Rom 31 Verdächtige fest, die einem Drogenhändlerring mit Verbindungen zur 'Ndrangheta angehören sollen. Sie wollten offenbar andere kriminelle Banden verdrängen, um den Kokain-Preis im Straßenhandel allein zu bestimmen.


'Ndrangheta-Neulinge leisten "Gifteid"

Im November wurden Dutzende Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zur 'Ndrangheta in und um Mailand, Italiens Wirtschaftsmetropole im Norden, festgenommen. Nach diesem Einsatz veröffentlichte die Polizei heimlich gefilmte Bilder von einem Initiationsritual der Mafiaorganisation. Bei dieser religiös anmutenden Zeremonie schworen die Neuzugänge einen "Gifteid", der sie verpflichtet, sich selbst zu töten, sollten sie jemals ein 'Ndrangheta-Mitglied hintergehen.


Bei dem Einsatz in Rom stellte die Polizei ein Notizbuch sicher, das verschlüsselte Informationen über Initiationsriten sowie die hierarchische Struktur und den Ehrenkodex der 'Ndrangheta enthielt. Die Ermittler konnten die Geheimschrift entschlüsseln und so unter anderem Listen von Drogendealern und anderen Verbündeten des Mafia-Clans lesbar machen. Außerdem sollen die Ermittlungen durch ein abtrünniges 'Ndrangheta-Mitglied unterstützt worden sein. Italienischen Medien zufolge handelt es sich um einen wegen Mordes an einem rivalisierenden Bandenmitglied inhaftierten Mann.
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