Frankfurt –
Er hoffte auf das Geschäft seines Lebens, aber wenn seine Version der Geschichte stimmt, dann ist Egbo C. kein besonders cleverer Unternehmer. Zusammengesunken sitzt er da, Ende 20, kräftiger Körper, den Kopf hat er in den Armen vergraben wie ein Kind. Die linke Hand hängt schwer herunter, mit der rechten umklammert er still einen Rosenkranz. Maria, steh mir bei.
Fast 1,5 Kilo Kokain wollte Egbo C. in die Schweiz schmuggeln, gepresst in Dutzenden von Kapseln, die seinen Bauch aufblähten wie den einer Schwangeren. Eine ungewöhnlich große Menge; Wenn eine der Kapseln geplatzt wäre, peng, dann wäre es das wohl gewesen mit seinem Leben.
Zunächst Kleiderhändler
In Nigeria will C. zunächst als Kleiderhändler Fuß fassen, unterhält ein kleines Geschäft mit seinem Bruder. Es gibt Monate, da habe er nur hundert Euro verdient, sagt er. Richtig arm ist er in Nigeria damit nicht, aber vom Reichsein auch ziemlich weit entfernt. Die Kleider für sein Geschäft kauft er erst im Land selbst, später reist er nach Deutschland, Italien und Frankreich. Dort organisiert er Container mit Second-Hand-Kleidern: alter Stoff von Europäern für Afrikaner.
Es dauert nicht lange und Drogenhändler bekommen Wind davon, dass C. oft nach Italien reist. Sie machen ihm ein Angebot, C. ist gerade knapp bei Kasse und lässt sich überreden. Diesmal erhält er ganze besondere Ware, frischen Stoff von freundlichen Italienern für Deutsche, Kokain mit einem Reinheitsgehalt von fast 90 Prozent.
Zuerst wollen die Plastikpäckchen einfach nicht durch den Hals passen. Er quält sich deshalb zur Übung mit Karotten-Stücken, sagt er, am Ende geht es auch mit den Päckchen. Eins nach dem anderen würgt er die Droge herunter, durch den Rachen, die Speisröhre bis in den Magen. Der verkraftet viel: 84 Päckchen passen hinein, erst beim letzten muss er sich erbrechen.
Der Angeklagte schmuggelte fast eineinhalb Kilo Koks im Magen |
"Ein armer Kerl", sagt der Staatsanwalt.
Es ist ein Fall wie so viele, so routinemäßig, dass der Gerichtsdiener schon nach wenigen Minuten einschläft. "Jede Woche gibt es drei solche Verhandlungen", sagt ein Zuschauer im Gericht. Woche für Woche sperrt der Staat Leute weg mit dem Effekt, dass erstens die Steuerzahler die jahrelange Haft finanzieren müssen und zweitens der Preis der Drogen steigt. So machen die Hintermänner noch mehr Gewinn.
Den Drogenmarkt wirksam zu kontrollieren, das schafft wohl kein Staat der Welt, jedenfalls nicht mit rechtsstaatlichen Methoden. Polemisch gesagt: Der Kampf der Fahnder ist wie der Versuch von Fischern, mit ein paar alten Netzen den Indischen Ozean leer zu fischen. Ab und zu bleibt etwas hängen, aber der Großteil kommt durch.
Das letzte Wort hat der Angeklagte. "Ich bin ein Dummkopf", sagt er. Aus seinen Fehlern habe er gelernt.
Am Ende einigen sich die Richter auf drei Jahre und zehn Monate Gefängnis. Den Großteil des mitgeführten Geldes (2500 Euro) darf der Verurteilte behalten, auch wenn nicht ganz klar ist, für welche Art von Stoff er dieses Geld von "Geschäftspartnern" erhalten hat. In seinem Schlussplädoyer bringt der Verteidiger die Sache auf den Punkt. "Laut Gesetz ist mein Mandant kriminell", sagt er. "Ein schlechter Mensch ist er deshalb nicht."
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