Sonntag, 28. Juli 2013

Rocker terrorisieren nach Mafia-Vorbild Insel Mallorca

2011 rollten die ersten schweren Maschinen über den Ballermann. Hells Angels, die in Deutschland das Weite gesucht hatten, wollten die Partymeile übernehmen – mit dem Erfolgsrezept der Mafia: Wer kein Schutzgeld zahlt, muss die randalierenden Rocker im Lokal ertragen.
 
 
Frank Hanebuth.
Die Hells Angels sind zu brutal für Deutschland, und jetzt auch auf Mallorca kriminell mehr als 30 Wohnungen und Lokale hat die Polizei der Insel bei einer Großrazzia gegen die Rocker durchsucht. 24 Personen wurden gleich festgenommen – darunter der Ex-Chef der Hells Angels Hannover: Frank Hanebuth.

Die schweren Männer und Frauen müssen sich nun wegen Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation, Schutzgelderpressung und Geldwäsche verantworten. Und nachdem die Schlagzeilen durch die Presse gewandert sind, trauen sich jetzt auch erste Opfer aus der Deckung in die Öffentlichkeit.
 
 



Ich wusste gleich, dass sich alles verändern würde“
 
Für Tomeo B. kommt der Schlag der Behörden allerdings zu spät, wie er in der Zeitung „Bild am Sonntag“ berichtet. Denn sein früherer Rückzugsort ist schon lange nicht mehr da: Seinen Biergarten auf dem Ballermann musste er schließen, und seit dem Zusammenbruch des Familienunternehmens suchen alle Mitglieder der Familie auf eigene Faust ihr Glück – zerstreut über ganz Spanien.

„Eines Abends kam eine Gruppe Hells Angels in unser Lokal. Sie sagten, dass wir ab jetzt mehrere 1000 Euro pro Monat zahlen müssten. Sonst könnten sie Schutz und Bestand des Biergartens nicht garantieren“, berichtete der 46-Jährige der „Bild am Sonntag“. Doch „da wäre uns nichts mehr zum Leben geblieben“, sagte er weiter. „Ich wusste gleich, dass sich ab nun alles verändern würde.“

 
Pöbeleien im Biergarten
 
Bis zu jenem Tag im Sommer 2011 hätten alle sieben Familienmitglieder aus drei Generationen von dem Unternehmen leben können, berichtete er der Zeitung. Das Lokal hätten sie vor etwas mehr als zehn Jahren eröffnet – in bester Ballermann-Lage. Erst in den 60er-Jahren war die Familie vom spanischen Festland auf die Insel gekommen.
 
Doch ihr Stolz verwandelte sich bald in blankes Entsetzen: Regelmäßig seien die Muskelmänner mit schweren Motorrädern vorgefahren, um der Familie das Geschäft zu verderben. Sie hätten sich in die erste Reihe des Biergartens gesetzt und andere Gäste angepöbelt. „Immer weniger Menschen sind zu uns gekommen“, erinnert sich Tomeo B. in der „Bild am Sonntag“, „sie hatten Angst vor den Rockern“. Auch die Familie fürchtete sich: „Wir hatten Angst um unsere Gesundheit und die unserer Kinder“.

 
„Die Hells Angels haben meine Familie zerstört“

So mussten sie irgendwann aufgeben. „Der Familienrat hat beschlossen, dass unser Lokal geschlossen wird“, sagte Tomeo B. dem Blatt. Sein Vater arbeite jetzt wieder auf dem Festland, als „Mädchen für alles“ in einer Ferienanlage. Die anderen sind auf der Insel geblieben – wo sie sich als Hilfskräfte verdingen mussten.

Die Täter dagegen sitzen nun in Untersuchungshaft im Knast von Palma – und müssen dort ebenfalls leiden, denn das Gefängnis ist viel zu voll: 1450 Häftlinge teilen sich das Gebäude, das eigentlich nur für 1000 Personen gebaut wurde. Zwei Gefangene teilten sich nun eine 10 Quadratmeter große Zelle, schreibt die „BamS“. Zudem seien die Rocker in unterschiedlichen Bereichen des Gefängnisses untergebracht – um zu verhindern, dass sie sich absprechen und die Wärter bedrohen.


Doch Tomeo kann das nicht trösten – Sein Lokal wird er nicht zurückbekommen: In der „Bild am Sonntag“ klagt er: „Die Hells Angels haben meine Familie zerstört und uns unserer Existenz beraubt.“
 
Frank Hanebuth bleibt vorläufig in Haft. Dies entschied ein Haftrichter in Palma auf Mallorca. Der bekannteste und angeblich einflussreichste deutsche Rocker war am Dienstagmorgen im Rahmen einer Razzia spanischer Sondereinheiten auf Mallorca, bei der mehr als zwanzig Hells Angels vorläufig festgenommen wurden, verhaftet worden.


Spanische Polizisten vor Hanebuths Haus in Lloret de Vistalegre:
Auf Mallorca sind 25 Mitglieder der Rockergruppe "Hells Angels"
festgenommen worden

Einige der Festgenommenen, darunter Jens B., ein früheres Mitglied der Hells Angels aus Hannover, kamen frei. Gegen den 49 Jahre alten Hanebuth allerdings wurde Haftbefehl erlassen. Aus Sicht spanischer Ermittler soll Hanebuth, der viele Jahre Präsident des Charters der Hells Angels in Hannover war, die "wichtigste Figur der Rockerszene in Europa" sein. Das soll so im Haftbefehl stehen. Hanebuth pflege "viele internationale Kontakte".

Bei den strafrechtlichen Vorwürfen geht es vor allem um angebliche Geldwäsche, um angeblichen Betrug, um Zuhälterei, Menschenhandel und andere Delikte. Die spanischen Strafverfolger werfen den Rockern Bildung einer kriminellen Vereinigung vor.


Die Geschäfte der „Hells Angels“ auf Mallorca – es geht um Millionen!
 
In der Hand der Rocker sollen mehrere „Table Dance“-Bars (mit Separees für Sex) gewesen sein – u. a. das Red Palace am Ballermann 6. Außerdem schickten die Rocker weiter Frauen in Deutschland auf den Strich. Laut Ermittler mussten die deutschen Prostituierten ihren „Verdienst“ persönlich bei den Bossen auf der Insel abgeben.

Auch der Handel mit Drogen (vor allem Kokain) soll Millionen gebracht haben. Das schmutzige Geld, das ihnen Drogen und Prostituierte einbrachten, mussten die Gangster „waschen“. Dafür nahmen sie das Bargeld und kauften damit mehrere Immobilien, Restaurants und Bars, um sie dann zum Teil weiterzuverkaufen.

 

 

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