Bei einem Direktoriums-Treffen habe der kommissarische Generaldirektor Ernst von Freyberg den anderen vier Mitgliedern von den vorläufigen Ergebnissen der Korruptionsermittlungen berichtet, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Donnerstag. Er habe von klaren Versäumnissen im Finanzinstitut gesprochen. Es deshalb dringend notwendig, die Abläufe bei der Vatikan-Bank zu verbessern. Die Sitzung fand hinter verschlossenen Türen statt.
Die zwei Chefs der Vatikan-Bank, Direktor Paolo Cipriani und Vize-Direktor Massimo Tulli, hatten am Montag im Zuge von Korruptionsermittlungen ihren Rücktritt eingereicht. Vor drei Tagen war der Buchhalter in der Vatikan-Verwaltung, Monsignor Nunzio Scarano, der enge Kontakte zur Bank unterhielt, festgenommen worden. Ihm wird zur Last gelegt, Freunden bei dem Versuch geholfen zu haben, 20 Millionen Euro in bar aus der Schweiz nach Italien zu schmuggeln. Scarano wurde bereits vor einigen Wochen vom Vatikan beurlaubt. Gegen ihn laufen andere Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche im süditalienischen Salerno.
Transaktionen im Umfang von über einer Milliarde
Wenig gegen weitere Aktionen der Banker des Herrn: Innerhalb von
18 Monaten nahmen sie auf einem Konto der US-Bankfiliale J. P. Morgan in
Mailand von 2009 an Transaktionen im Umfang von über 1 Milliarde Euro
vor. Doch sie zeigten sich sowohl gegenüber den Staatsanwälten als auch
gegenüber J. P. Morgan wenig auskunftsfreudig über Herkunft und
Bestimmung der Riesensummen. J. P. Morgan wollte mit den Bankern nichts
mehr zu tun haben – und kündigte 2012 das Konto.
Dabei galt seit 2010 schon ein
vollmundiges Bekenntnis zur Transparenz, 2011 trat sogar ein vom
damaligen Papst Benedikt XVI. verfügtes Anti-Geldwäsche-Gesetz in Kraft,
mit dem die vatikaninterne Finanzaufsicht Autorità di Informazione
Finanziaria (AIF) geschaffen wurde. Wenn man Insidern glaubt, wollte
Benedikt ernsthaft durchgreifen.
Allerdings hatten seine Bemühungen
vorerst nur ein Resultat: Sie entfesselten einen Machtkampf um das IOR,
in dem die Glasnost-Anhänger wie der einstige Präsident Ettore Gotti
Tedeschi – im Mai 2012 wurde er rüde rausgeworfen – und der Präsident
des AIF, Kardinal Attilio Nicora, gemobbt und kaltgestellt wurden. Neben
den Pädophilieskandalen gilt auch die Vatikanbank als eine der beiden
großen Niederlagen Benedikts.
Nach zahlreichen Skandalen hatte Papst Franziskus Ende Juni angekündigt, die Vatikan-Bank stärker zu kontrollieren. Dazu setzte er eine Sonderkommission ein.
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