Dienstag, 2. Juli 2013

Ein großer Fisch im Netz

Auf Sizilien ist die Nummer zwei der Mafiaorganisation Cosa Nostra festgenommen worden.

Mafia-Boss Domenico Raccuglia

Der Polizei auf Sizilien ist erneut ein schwerer Schlag gegen die Cosa Nostra gelungen: Am Sonntagabend wurde ein Mafiaboss, der seit 15 Jahren auf der Flucht war, auf der italienischen Insel festgenommen. Der 45-jährige Domenico Raccuglia sei die Nummer zwei der sizilianischen Mafia, berichteten die Ermittler in Palermo.
    
Hätte er ein Buch gelesen, Domenico Raccuglia wäre vielleicht heute noch ein freier Mann. Doch so war es das Licht des Fernsehers, welches am Sonntagabend 55 Polizisten zum Geheimversteck eines der gefährlichsten Männer Italiens führte, in die Via Cabbasino 20, in der Altstadt von Calatafimi, auf halber Strecke zwischen den wichtigsten Rückzugsorten der Mafia, den Städten Palermo und Trapani.

"Durch das Fernglas sahen wir in eine Wohnung hinein und in das Gesicht eines Mannes. So wussten wir schnell: Er ist es wirklich", sagte am Montag der Polizeichef von Palermo, Alessandro Marangoni, Nach Aussagen des Polizeichefs fand man in seiner Wohnung große Mengen Lebensmittel und alles, was man zum Leben auf der Flucht brauche. Beim Eintreffen der Polizei warf Raccuglia einen Rucksack mit einem Revolver und 100 000 Euro Bargeld über den Balkon und versuchte, über die Dächer zu fliehen – ohne Erfolg. Raccuglia wird nun wohl bis an sein Lebensende im Gefängnis bleiben.

Sie haben Mimmo geschnappt!" Kaum hatte die Nachricht von Domenico Raccuglias Festnahme die Runde gemacht, da pilgerten zahlreiche Bewohner des 7000-Einwohner-Städtchens Calatafimi in die Via del Cabbasino, zu einer maroden vierstöckigen Villa, in der der Mafia-Boss sich verschanzt hatte. Sie applaudierten den an der Aktion beteiligten Polizisten und stimmten gemeinsam Schmährufe auf den Cosa-Nostra-Capo an: "Blödmann, Blödmann".


Die Einsatzkräfte der Spezialeinheit bejubeln ihren Fang

Auch vor der Staatsanwaltschaft in Palermo spielten sich am Sonntagabend surreale Szenen ab: Als der Polizeikonvoi mit dem lange gesuchten Mafia-Boss dort ankam, sprangen Aktivisten der Anti-Schutzgeld-Organisation "Addiopizzo" vor dem Tor auf und ab und riefen: "Wer nicht springt ist Mafioso" - woraufhin die maskierten Beamten des Spezialeinsatzkommandos am Fenster der Questura tatsächlich anfingen, zu hüpfen und der Menschenmenge zuzuwinken.


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