Endlich ist er hinter
Schloss und Riegel. Einer der größten Umweltvergifter Capriano Chianese und
seine Ehefrau Filomena ist jetzt verurteilt und sein gesamtes Vermögen in Höhe
von 14 Millionen Euro konfisziert worden. Aber wie sind diese
Umweltkatastrophen möglich?
Seit 30 Jahren beauftragen
verschiedene Firmen aus Norditalien scheinbar legale Firmen, die in Wahrheit
aber von der Camorra, der neapolitanischen Mafia, betrieben werden, mit der
Entsorgung ihres Mülls. Diese Firmen sind in der Lage, ihren Kunden enorme Rabatte
zu gewähren, die in der gegenwärtigen ökonomischen Situation für manches
Unternehmen den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten können.
Laut Aussagen der
Anti-Mafia-Direktion der Region Neapel boten Mittelmänner 2004 für die
Entsorgung von 800 Tonnen kohlenwasserstoffverseuchten Bodens einer Chemiefirma
einen Preis von 25 Cent pro Kilo—inklusive Transport. Das ist ein Rabatt von 80
Prozent auf die sonst üblichen Preise, der durch eine Reihe von
Einsparungsmaßnahmen möglich wird. Obwohl die Firmen, die diese Methoden
verwenden, sich der Zerstörung der Böden schuldig machen, sind sie rechtlich
geschützt, weil ihre Vermittler ihnen offizielle Unterlagen besorgen, die
bezeugen, dass bei der Entsorgung die korrekte Abfolge eingehalten worden ist.
Die Mafia verwandelt Tonnen
giftigen Mülls in harmlosen Abfall, der auf ganz normalen Halden entsorgt
werden kann, indem sie an den Frachtbriefen oder Packzetteln herumdoktert. Das
Ganze funktioniert wie folgt: Jedem Fass Industrieschlamm liegt ein Dokument bei,
dass den Giftigkeitsgrad der enthaltenen Substanzen ausweist. Die Firmen, die
Geld sparen wollen, wenden sich dann an einen Mittelmann, der den Schlamm
zunächst in ein Zwischenlager verschifft.
Dort bedarf es dann nur
eines einfachen Federstrichs, um die Fässer zu normalem Haushaltsmüll
umzudeklarieren. Ein anderer Trick, der in den Lagerzentren angewendet wird,
ist der, den Giftmüll mit normalen Haushaltsabfällen zu mischen, um den
prozentualen Giftgehalt zu verringern und das Ganze so einer niedrigeren
Kategorie des Europäischen Abfallkatalogs zuordnen zu können. So Sodann werden sie vergraben oder in Schiffe verladen und im Mittelmeer versenkt.
.
Wenn man die Autobahn
zwischen Nola und Villa Literno oder die Straße von Giugliano nach Acerra
entlangfährt, sieht man den Rauch rund um sich vom Boden aufsteigen. Bei
heruntergelassenem Fenster schlägt einem ein beißender Geruch entgegen, der
einem den Rachen versengt und den Mund mit einem säuerlichen Film überzieht. Es
ist ein Geruch und ein Geschmack, an den man sich nie gewöhnt.
Ich war immer sehr
beeindruckt von einer Geschichte eines ehemaligen Mitglieds des Esposito-Clans,
der später Informant wurde. Sie illustriert auf eindrückliche Weise die Logik
der kriminellen Organisationen.
Dieser Mann erzählte, dass
ein Boss der Camorra—den vielleicht einen kurzen Moment lang ein schlechtes
Gewissen plagte—einmal während eines Treffens zu Bedenken gab: „Wenn wir den
Müll so tief vergraben, riskieren wir, dass das Grundwasser verunreinigt
wird." Der Don antwortete prompt: „Und warum sollte uns das jucken?! Wir
trinken eh Mineralwasser!"
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