Sonntag, 22. Februar 2015

Mafia mit 50 Euro-Blüten in Augsburg

Die „Blüten“ aus einer neapolitanischen Fälscherwerkstatt waren so gut, dass selbst Polizisten sie zunächst nicht erkannten. Ein Tipp brachte die Polizei auf die Spur.




Die nachgemachten Fünfziger, die der Kriminalhauptkommissar von der Falschgeldabteilung des Landeskriminalamtes mitgebracht hat, gehen auf dem Richtertisch von Hand zu Hand. Die „Blüten“ sehen täuschend echt aus. Die Sicherheitsmerkmale seien, so erläutert der Beamte, „sehr gut nachgeahmt“ worden, das Wasserzeichen beispielsweise aufgedruckt. „Ja“, so urteilt eine Schöffin nach der Sicht- und Fühlprobe, „wenn man so einen falschen Schein irgendwo bekommt, da würde man nichts merken“.

Die zehn gefälschten 50-Euro-Banknoten, die in diesem Gerichtsfall eine Rolle spielen, stammen nicht aus dem Farbkopierer von irgendwelchen laienhaften „Blüten-Bastlern“. Die Falsifikate, das haben Experten der Bundesbank festgestellt, sind das Werk der sogenannten „Napoli Group“, eines großen Fälscherringes aus Neapel, bei dem die Camorra, die neapolitanische Mafia, grüßen lässt.


Die 50-Euro-Scheine wurden nicht als Fälschung erkannt

Die auf hochwertigen Druckmaschinen gefertigten falschen Geldscheine gehören zur Serie jener „Blüten“, wie sie auch Ende September 2014 im Nennwert von sage und schreibe 32 Millionen Euro sichergestellt wurden – von der italienischen Guardia di Finanza auf einem Lastwagen bei Neapel und zeitgleich in einer Druckerei im rumänischen Oradea. Gehandelt werden die Falsifikate auf dem Schwarzmarkt für rund 30 Prozent des Nennwertes. Dass die Fälscher der Mafia gute Arbeit geleistet haben, wird am Ende auch dem auf der Anklagebank sitzenden Rumänen, 31, zugutekommen.

Ihm legt die Anklage zur Last, er habe die Falsifikate in Augsburg an den Mann bringen wollen. Bonmot am Rande: Bei der Haftaufnahme nach der Festnahme im November wurden die 50-Euro-Scheine, die der Rumäne in seiner Jackentasche bei sich getragen hatte, zunächst gar nicht als Fälschungen erkannt.

Die Beamten im Polizeiarrest rechneten die Scheine als Bargeld zu seinen Habseligkeiten. Ein „heißer Tipp“ hatte die Polizei auf die Spur des Angeklagten gebracht. Sein früherer Freund war im Oktober auf der Inspektion Mitte erschienen, hatte einen falschen Fünfziger abgeliefert und erklärt, er habe diesen von dem Rumänen erhalten. Der habe gesagt, er könne noch bis zu 100.000 Euro Falschgeld besorgen. Daraufhin wurde nach dem Verdächtigen gefahndet.

Jetzt im Prozess vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Yvonne Möller will sich der Kronzeuge nicht mehr so genau an seine polizeiliche Aussage erinnern. Den ersten falschen Fünfziger könne er eventuell auch beim Tanken in St. Pölten in Österreich bekommen haben. 

Der Angeklagte wiederum dreht den Spieß um: Der Zeuge habe ihm das Geld gegeben. „Und ich hab’ nicht gewusst, dass es gefälscht ist“, beteuert er. Die völlig widersprüchlichen Aussagen führen am Ende dazu, dass das Gericht der Forderung von Verteidiger Marco Müller nachkommt und den Rumänen, anders als es die Staatsanwaltschaft verlangt, freispricht. Der 31-Jährige wird aus der U-Haft entlassen und bekommt eine Entschädigung.

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