Die „Blüten“ aus einer neapolitanischen Fälscherwerkstatt waren so gut,
dass selbst Polizisten sie zunächst nicht erkannten. Ein Tipp brachte die
Polizei auf die Spur.
Die nachgemachten
Fünfziger, die der Kriminalhauptkommissar von der Falschgeldabteilung des
Landeskriminalamtes mitgebracht hat, gehen auf dem Richtertisch von Hand zu
Hand. Die „Blüten“ sehen täuschend echt aus. Die Sicherheitsmerkmale seien, so
erläutert der Beamte, „sehr gut nachgeahmt“ worden, das Wasserzeichen
beispielsweise aufgedruckt. „Ja“, so urteilt eine Schöffin nach der Sicht- und
Fühlprobe, „wenn man so einen falschen Schein irgendwo bekommt, da würde man
nichts merken“.
Die zehn gefälschten 50-Euro-Banknoten,
die in diesem Gerichtsfall eine Rolle spielen, stammen nicht aus dem
Farbkopierer von irgendwelchen laienhaften „Blüten-Bastlern“. Die Falsifikate,
das haben Experten der Bundesbank festgestellt, sind das Werk der sogenannten
„Napoli Group“, eines großen Fälscherringes aus Neapel, bei dem die Camorra,
die neapolitanische Mafia, grüßen lässt.
Die 50-Euro-Scheine wurden nicht als Fälschung erkannt
Die auf hochwertigen
Druckmaschinen gefertigten falschen Geldscheine gehören zur Serie jener
„Blüten“, wie sie auch Ende September 2014 im Nennwert von sage und schreibe 32
Millionen Euro sichergestellt wurden – von der italienischen Guardia di Finanza
auf einem Lastwagen bei Neapel und zeitgleich in einer Druckerei im rumänischen
Oradea. Gehandelt werden die Falsifikate auf dem Schwarzmarkt für rund 30
Prozent des Nennwertes. Dass die Fälscher der Mafia gute Arbeit geleistet
haben, wird am Ende auch dem auf der Anklagebank sitzenden Rumänen, 31,
zugutekommen.
Ihm legt die Anklage zur
Last, er habe die Falsifikate in Augsburg an den Mann bringen wollen. Bonmot am
Rande: Bei der Haftaufnahme nach der Festnahme im November wurden die
50-Euro-Scheine, die der Rumäne in seiner Jackentasche bei sich getragen hatte,
zunächst gar nicht als Fälschungen erkannt.
Die Beamten im
Polizeiarrest rechneten die Scheine als Bargeld zu seinen Habseligkeiten. Ein
„heißer Tipp“ hatte die Polizei auf die Spur des Angeklagten gebracht. Sein
früherer Freund war im Oktober auf der Inspektion Mitte erschienen, hatte einen
falschen Fünfziger abgeliefert und erklärt, er habe diesen von dem Rumänen
erhalten. Der habe gesagt, er könne noch bis zu 100.000 Euro Falschgeld
besorgen. Daraufhin wurde nach dem Verdächtigen gefahndet.
Jetzt im Prozess vor
einem Schöffengericht unter Vorsitz von Yvonne Möller will sich der Kronzeuge
nicht mehr so genau an seine polizeiliche Aussage erinnern. Den ersten falschen
Fünfziger könne er eventuell auch beim Tanken in St. Pölten in Österreich
bekommen haben.
Der Angeklagte wiederum dreht den Spieß um: Der Zeuge habe ihm
das Geld gegeben. „Und ich hab’ nicht gewusst, dass es gefälscht ist“, beteuert
er. Die völlig widersprüchlichen Aussagen führen am Ende dazu, dass das Gericht
der Forderung von Verteidiger Marco Müller nachkommt und den Rumänen, anders
als es die Staatsanwaltschaft verlangt, freispricht. Der 31-Jährige wird aus
der U-Haft entlassen und bekommt eine Entschädigung.
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