Anfang des Jahres 2008 wurde der christdemokratische Präsident der
Region Sizilien, Salvatore Cuffaro, wegen Begünstigung der
Cosa Nostra in erster Instanz zu fünf Jahren Haft verurteilt. Am 7. Februar
2008 wurde in einer gemeinsamen Aktion der italienischen und amerikanischen
Behörden ein sich neu formender Drogenhandelsring zerschlagen und 77 Personen wurden
festgenommen. 13 weitere Personen sind flüchtig. Die Festgenommenen gehörten
auf US-Seite zur Gambino-Familie. Auf Sizilien wurden etwa 35 Angehörige der
Familien von Passo Di Rigano,
Boccadifalco, Cruillas und Toretta
festgenommen, unter denen sich auch einige der aus dem Exil zurückgekehrten
Inzerillos befanden. Die Gruppen versuchten offenbar, die alte Pizza-Connection
wiederzubeleben.
Salvatore Cuffaro |
Am 11. Juli 2008 nahmen die Behörden in Monreale Salvatore Parisi fest, einen der führenden Männer der Familie
von Porta Nuova. Am 16. Dezember 2008
gelang der italienischen Polizei ein weiterer Schlag gegen die Cosa Nostra.
Nach Angaben der Carabinieri wurden bei mehreren großen Razzien in Palermo,
anderen sizilianischen Städten und der Toskana insgesamt
89 Verdächtige festgenommen. Diese planten offenbar, die Cosa Nostra
strategisch neu auszurichten und die Kommission neu aufzubauen. Die Spaltung der Cosa Nostra in eine moderate
Fraktion, repräsentiert von Provenzano, und die Fraktion der Hardliner um Riina
und Bagarella, die sich bereits Anfang der 1990er Jahre angedeutet hatte, wurde
erneut offenkundig.
Der Passo Di Rigano-Clan |
Unter den Festgenommenen befand sich der Boss der Familie von Villagrazia, Benedetto Capizzi. Capizzi sollte als neuer
Sekretär der Kommission nominiert werden.
Mafia-Boss Villagrazia |
Festgenommen werden konnte auch der Boss der Familie von Porta Nuova, Gaetano Lo Presti, der ebenfalls in der
neuen Kommission eine Führungsrolle für sich beanspruchte. Lo Presti erhängte sich nur wenige Stunden später in seiner Zelle,
als ihm klar wurde, dass bereits seit Monaten seine Telefongespräche abgehört
worden waren. Bei diesen Gesprächen hatte Lo Presti offen zu erkennen gegeben,
dass er die Unterstützung des inhaftierten Salvatore Riina und dessen zweiten
Sohnes Giuseppe
Salvatore Riina (oder kurz Salvo) genieße, der wie sein älterer Bruder Giovanni
ebenfalls einer der aufstrebenden Männer in der Cosa Nostra ist. Deutlich wurde
auch, dass es keinen einzelnen Anführer mehr geben würde; zudem war Matteo Messina Denaro der Zugriff auf
die Führungsposition verwehrt worden.
Benedetto Capizzi |
Am 15. November 2009 wurde Domenico
Raccuglia, der unter anderem an der Entführung und Ermordung des
12-jährigen Giuseppe Di Matteo beteiligt war und von den Behörden bis dato als
die Nummer zwei der Mafia angesehen wurde, auf Sizilien verhaftet. Am 5.
Dezember 2009 wurden Gianni
Nicchi in
Palermo und Gaetano
Fidanzati in
Mailand festgenommen. Im Juni 2010 wurde mit Giuseppe Falsone ein weiterer hochrangiger Boss in Marseille verhaftet. Falsone galt als Capo Provincia der Provinz Agrigento, seit er von Bernardo
Provenzano 2002 für dieses Amt nominiert worden war.
Domenico Raccuglia |
Nach knapp 20 Jahren ist es der Polizei am 26. Oktober 2011
gelungen, den flüchtigen Giovanni
Arena in der sizilianischen Stadt Catania zu verhaften. Der 56-Jährige
war seit 1993 flüchtig, teilte die Polizei mit. In Abwesenheit war er wegen
eines 1989 begangenen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Damals
hatte er einen Gegner eines rivalisierenden Clans getötet. Er war wegen
Mafia-Zugehörigkeit sowie wegen Drogen- und Waffenhandel international gesucht
worden.
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