Scheinbar übernehmen Großbanken das Sytem der Mafia...
Die Banken haben eine neue Methode entwickelt, um Unternehmen
in die Pleite zu treiben und danach billig zu übernehmen. In Großbritannien
wurden Fälle bekannt, die in ihrer Brutalität selbst abgebrühten Beobachter
einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Das alles erinnert sehr an
die Mafia und ihre Vorgehensweise, ihren Opfern die Luft abzuschnüren und sie im
Anschluss zu schlachten.
Die
bereits in zahlreiche Skandale verwickelte Royal Bank of Scotland (RBS) hat
offenbar gut aufgestellte Mittelständler bewusst in finanzielle Schwierigkeiten gebracht,
um von ihrer Notlage zu profitieren. Die RBS setzte zu diesem Zweck eine eigene Gesellschaft ein: Die Global Restructuring Group“
(GRG). Wenn ein verschuldetes Unternehmen in diese Division der Bank verschoben
wird, hat es kaum noch eine Chance, zu überleben.
Durch
exorbitante Gebühren und Aufschläge sowie willkürliche Auflagen trieb
die Bank die Firmen immer
weiter in die Verschuldung. Damit nutzte sie
die Notlage der Unternehmen aus und forcierte letztlich die Beschlagnahmung des
Vermögens, um sich wertvolles Unternehmenseigentum zum Schleuderpreis einzuverleiben.
Dies
geht aus einer Untersuchung des Wirtschaftsfachmanns Lawrence Tomlinson aus dem
gleichnamigen "Tomlinsen Report“ hervor.
„Es gibt eine riesige Menge an Hinweisen, die darauf hindeuten, dass die RBS
gesunde, gut gehende Betriebe in finanzielle Schwierigkeiten gestürzt hat,“
sagte Tomlinson. Gebühren und Aufschläge zu den Krediten wurden nach und nach
massiv erhöht und Kreditlinien und Dispositionskredite willkürlich
gekürzt oder gar
gestrichen. So gab es Fälle, in denen die Bank regelrechtes Schutzgeld aus
einem Unternehmen presste: Die Firma musste 40.000 Pfund bezahlen, damit der
Kredit verlängert wurde.
Lawrence Tomlinson |
Die
Manager der betroffenen Firmen gaben zu Protokoll, die Banker von der GRG
hätten verlangt, dass die Firma ihre Rechnungen bei Lieferanten nicht
mehr bezahlen durften.
Dadurch wurde das Kredit-Ranking der Unternehmen schlechter, die Unternehmer
verloren an Wert: Die Bank erhielt das Recht, die Schulden in
Unternehmensanteile zu verwandeln. Denn der Trick besteht darin, dass die Bank das
Unternehmen neu bewerten lässt: Fällt die Bewertung unter einen gewissen Level,
kann die Bank die Unternehmensanteile erwerben. Dies geschieht, so der
Bericht, unter anderem durch Gutachten, die von der Firma bezahlt werden
müssen, die die Firma jedoch nicht einsehen darf.
So
konnte die Insolvenzmaschinerie in Gang gesetzt werden und die Bank behielt als
Trophäe die teilweise stark unterbewerteten Vermögenswerte. Anscheinend werden
die Firmen regelrecht erpresst, um an deren
Sicherheiten zu kommen. Bewertungsagenturen werden eingesetzt, um die
Vermögenswerte als minderwertig zu deklarieren. Kommt das gesamte
Firmeneigentum unter den Hammer, profitiert die Bank von den Assets, die sie
sich entweder selbst aneignet oder zu weitaus höheren Preisen weiter verkauft.
Zu
den „Käufern“ zählt, wie der Bericht ermittelt hat, eine Firma namens „West
Register“: Diese Firma ist eine Tochter der RBS, in der die Bank
ihre Portfolio-Beteiligungen gebündelt hat. Das bedeutet: Die RBS treibt
mittelständische Unternehmen in die Pleite, filetiert sie, und
verkauft die Assets unter Wert an sich selbst. Rechtliche Regelungen, dass es
hier einen ganz klaren „Interessenkonflikt“ gibt, hat die Bank nicht
eingeführt.
Die Chancen
der Mittelständler, sich rechtlich zu wehren, sind gering: Wie der
Bericht feststellt, haben die beiden großen Banken Großbritanniens, die dieses
Geschäft praktisch als Duopol betreiben können (RBS und Barclays) mit allen
britischen Anwaltskanzleien Verträge, die den Anwälten verbieten, für
Prozessgegner der Banken zu arbeiten. Abgesehen von den hohen Kosten, die durch
die Prozesse entstehen, ist den Unternehmen faktisch der Rechtsweg
abgeschnitten, weil sich die Banken die Anwälte durch sogenannte
„conflict-of-interest“-Regeln regelrecht gekauft haben.
„Durch
die Zerstörung von gesunden Unternehmen hat
die RBS nicht nur das Leben von tausenden Menschen ruiniert, sondern auch unsere
wirtschaftliche Erholung behindert und die Lage von Millionen
hart arbeitenden Briten verschlimmert“, äußerte sich Wirtschaftsfachmann
Tomlinson.
Die
Royal Bank of Scotland weist die Vorwürfe eher gelangweilt zurück: Ihre
Tochterfirma Global Restructuring Group (GRG) beteuerte, sie hätten nur
versucht, finanziell gefährdete Firmen wieder auf tragfähige Fundamente zu
stellen, so ein Sprecher.
Indessen
beschäftigt sich die britische Bankenaufsicht mit dem Fall.Die
RBS ist bereits tief in Skandale verstrickt. Deren Banker manipulierten
den Referenz-Zinssatz Libor und möglicherweise auch Devisenkurse. Für die
Libor-Manipulation musste die RBS inzwischen 455 Millionen Euro Buße zahlen.
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