Brillantringe, Goldketten,
Silbermünzen, Colliers oder Uhren: Die Polizei sitzt auf einem Schatz –
zusammengeklaut von vier chilenischen Einbrechern in ganz Norddeutschland. In
den Hamburger Wohnungen des Quartetts fand die Kripo die Preziosen und sucht jetzt
die rechtmäßigen Besitzer.
Seit dem Herbst 2013 schlagen sie fast täglich zu: Banden
von Profi-Einbrechern aus Chile, Ecuador und anderen südamerikanischen Staaten.
Mit Touristenvisa reisen sie nach Deutschland ein.
Hier angekommen, schlüpfen sie bei Landsleuten unter oder
mieten sie sich Wohnungen und klauen als Erstes Autos, um mobil zu sein. Dann
grasen sie meist die Gemeinden entlang von Autobahnen und Bundesstraßen ab. Im
Bereich der Achse Bremen–Hamburg–Lübeck gehen derzeit vermutlich Hunderte
Einbrüche auf das Konto der südamerikanischen Banden.
Dabei haben sie es vor allem auf Einzelhäuser abgesehen. In
Hamburg steigen sie auch in Mehrfamilienhäuser ein, bevorzugen hier die
Erdgeschosswohnungen. Fast immer hebeln die Täter mit einem großen
Schraubendreher Terrassentüren oder Fenster auf. Bei einer Tat am Tonndorfer
Strand (Tonndorf) zählte die Polizei an Türen und Fenstern 25 Hebelspuren.
Hintergrund der „Fenster-Vorliebe“ der Ganoven sind die
Sicherungs-Maßnahmen vieler Bewohner. Immer mehr leisten sich vor allem in
Hamburg zusätzliche „Panzerriegel“ für die Wohnungstür oder aufbohrsichere
Schlösser. Deshalb bleiben 43 Prozent aller Einbrüche in Hamburg im
Versuchsstadium stecken.
Doch Fenster werden von vielen Bewohnern vernachlässigt.
Ein geübter Einbrecher braucht oft nur wenige Sekunden, bis er ein Fenster mit
dem Schraubendreher geöffnet hat.
Bevorzugte Einbruchs-Zeit ist der frühe Abend, wenn es
schon dunkel ist, viele Bewohner aber noch nicht zu Hause sind. So brachen zwei
Chilenen im Dezember in ein Einzelhaus an der Boberger Aue (Lohbrügge) ein.
Nachbarn riefen die Polizei. Das Duo raste mit einem Ford davon und
verunglückte mit dem Auto auf der Flucht vor der Polizei. Die Beamten konnten
einen 30-Jährigen fassen, der versucht hatte, sich in einem Wäldchen an der
Glinder Straße (Billstedt) zu verstecken.
Die niedersächsische Polizeiinspektion Harburg hat Anfang
2014 eine Ermittlungsgruppe gegründet, in der auch Hamburger Beamte
mitarbeiten. Im Februar fassten die Ermittler vier Männer in der Hansestadt.
Die 25 bis 62 Jahre alten Chilenen lebten konspirativ bei Landsleuten.
Die Täter sitzen in U-Haft. In den Wohnungen stellten die
Beamten gut 1000 Teile Diebesgut sicher – von der Designer-Tasche bis zum Brillant-Collier.
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