Donnerstag, 27. März 2014

Mafia droht Expo zu kapern

Die Mailänder Expo 2015 wird von Korruptionsskandalen und der Gefahr mafioser Infiltration überschattet. Die Organisatoren der Weltausstellung behaupten jedoch, alles sei unter Kontrolle.


Die Expo 2015 in Mailand, die kommendes Jahr vom 1. Mai bis zum 31. Oktober stattfinden soll, sorgt bereits für viele Schlagzeilen. Arbeiter machen auf dem Gelände der Expo eine Pause


Die Expo 2015 in Mailand, die kommendes Jahr vom 1. Mai bis zum 31. Oktober stattfinden soll, sorgt bereits für viele Schlagzeilen. Leider sind diese zumeist negativ. Denn die Weltausstellung mit dem Thema «Feeding the Planet – Energy for Life» droht auch zu einem Vorzeigebeispiel für italienische Unsitten zu werden. Die Rede ist nicht nur von drohenden Rückständen beim Bau der Expo-Anlagen im Nordosten Mailands sowie der erforderlichen Infrastrukturen. Es besteht vielmehr auch die Gefahr, dass sich korrupte Politiker und Mafiosi an dem Multimilliarden-Projekt bereichern.
Bauprojekte unter Zeitdruck

Auf das Risiko mafioser Machenschaften haben neulich Untersuchungen der Mailänder Staatsanwaltschaft hingewiesen. Sie liess Ende letzter Woche acht Topmanager und Konsulenten der für Infrastrukturprojekte zuständigen Beteiligungsgesellschaft der Region Lombardei verhaften oder unter Hausarrest stellen, da diese im schweren Verdacht der Korruption und Fälschung von Wettbewerben zur Vergabe von Aufträgen stünden. Zwar betreffen zumindest die bisher erhobenen Vorwürfe keine spezifischen Bauvorhaben für die Expo.

Doch die ins Zwielicht geratene Gesellschaft Infrastrutture Lombarde ist auch für die Realisierung der Weltausstellung zuständig. Die Staatsanwaltschaft rechtfertigte die Haftbefehle auch mit der Befürchtung, dass die Verdächtigten auch die Expo missbrauchen wollten. Zudem haben die Anti-Mafia-Behörden in einer Parlamentsanhörung ihre Befürchtung geäussert, dass das organisierte Verbrechen, vorab die kalabresische 'Ndrangheta, Strassen- und Metroprojekte im Zusammenhang mit der Expo infiltriert habe. Laut Mailänder Justizbeamten ist die Gefahr, dass Mafiosi mitmischen, auch darum besonders gross, weil für die Ausführung der Bauarbeiten ein enormer Zeitdruck besteht.


Krisentreffen der Behörden

Damit die Bauarbeiten auf dem 1,1 Quadratkilometer grossen Ausstellungsgelände und darum herum vorankommen, hat der Präsident der Lombardei, Roberto Maroni, bereits einen neuen Expo-Projektleiter bei der von den Ermittlungen belasteten Infrastrukturgesellschaft ernannt. Die Nominierung eines neuen Generaldirektors sowie eines für die Auftragserteilungen zuständigen Managers steht dagegen noch aus. Der Infrastrukturminister Maurizio Lupi hat Anfang Woche zusammen mit Maroni und dem Bürgermeister von Mailand, Giuliano Pisapia, sowie mit dem Sonderkommissar für die Expo, Giuseppe Sala, eine Krisensitzung abgehalten, um Bauverzögerungen zu verhindern.

Nach dem Treffen beteuerte Lupi, man habe alles im Griff und alle Regierungsebenen wollten eng zusammenarbeiten, um das Gelingen der Expo zu ermöglichen, zumal das Vorhaben für die Regierung in Rom höchste Priorität habe. Unbesorgt erklärte sich ebenfalls der Generalsekretär des in Paris ansässigen Bureau International des Expositions, Vicente Gonzales Loscertales, der Anfang Woche ebenfalls Mailand besuchte. Er meinte, die Ermittlungen der Justiz seien ein Problem für die Region Lombardei und nicht für die Expo, deren Vorbereitungen gut vorankämen. Allerdings seien für den letzten Sprint doch noch zusätzliche finanzielle und personelle Anstrengungen erforderlich, fügte er an.
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