Zoll-Coup im
Kampf gegen die Pillen-Mafia: Hamburger Fahnder haben fünf Tonnen Apaan
(Grundstoff zur Herstellung von Amphetamin) beim Überprüfen eines Seecontainers
aus China beschlagnahmt. Wegen illegaler Einfuhr ermittelt die
Staatsanwaltschaft nun gegen fünf Verantwortliche einer Spedition.
Firmenräume auf der Veddel und
Privatadressen im Hamburger Umland wurden bereits durchsucht, Unterlagen
sichergestellt. Zu Amphetamin weiterverarbeitet hätte der Grundstoff einen Wert
von 18 Millionen Euro.
„Da muss was faul sein“, dachte sich der
Beamte im Zollamt Waltershof am 5. und 6. Februar und alarmierte die
Zollfahnder: An beiden Tagen hatte die Spedition die heiße Ware zur Abfertigung
angemeldet. Und zwar „unter Angabe einer falschen Warennummer“, wie Sprecher
Niels Hennig sagt.
Die Spedition hatte die
Ware unter falschen Angaben angemeldet
Die Ermittler überprüften daraufhin den
Container und stießen auf Transport-Trommeln, in denen je rund 50 Kilogramm der
Substanz steckten. Ein Test ergab: fünf Tonnen Apaan (Alpha-Phenylacetoacetonitril).
Das gräulich-weiße Pulver riecht unangenehm, ist hochentzündlich und
gesundheitsgefährdend – und ausgerechnet Grundstoff zur Herstellung von BMK
(Benzylmethylketon), das direkt zu Amphetamin weiterverarbeitet wird, etwa in
Drogenküchen in Osteuropa.
„BMK ist im
Grundstoffüberwachungsgesetz schon länger als Drogen-Grundstoff als
genehmigungspflichtig eingestuft. Seit 1. Januar 2014 gilt diese Einstufung
auch für Apaan“, sagt Hennig. Aus den fünf Tonnen hätte man rund 1250 Kilo
Amphetamin herstellen können. Das wären 25 Millionen Tabletten je 50
Milligramm.
Die Ermittler nehmen die Spedition unter die Lupe: Am 27.
Februar durchsuchen rund 40 Fahnder die Firmenräume auf der Veddel sowie
Privathäuser und Wohnungen der beschuldigten fünf Geschäftsführer und
Prokuristen im Hamburger Speckgürtel – nach MOPO-Informationen darunter auch
eine Adresse in Aumühle.
Gegen die Verantwortlichen wird nun wegen Verstoßes gegen
das Grundstoffüberwachungsgesetz ermittelt. Darauf stehen bis zu fünf Jahre
Freiheitsstrafe. In Untersuchungshaft befindet sich keiner der fünf
Verdächtigen, Aussagen wurden bislang noch nicht aufgenommen. Unklar ist auch,
welche Rolle sie spielen: nur Transporteure oder auch Hintermänner.
Einer der Beschuldigten ist offenbar bereits bei drei Fällen
im Frühjahr 2013 aufgefallen. Damals hatte die Zollfahndung präventiv 30 Tonnen
Apaan aus drei Containern aus China sichergestellt. Es war unter Waschpulver
versteckt.
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