Die Mailänder Polizei
hat 40 Personen wegen Geldwäsche, Wucher, Erpressung und Korruption
festgenommen. Die Mitglieder eines Clans der 'Ndrangheta, der Mafia in der
süditalienischen Region Kalabrien, hatten in der industriereichen Region
Lombardei eine "Bank" aufgebaut, die Unternehmen Kredite zu
Wucherpreisen gewährte.
Die kriminelle Organisation
exportierte Kapital in die Schweiz und nach San Marino. Die dank illegaler
Aktivitäten eingetrieben Summen wurden vor allem in der Baubranche, im Handel,
in der Gastronomie, sowie im Verkehrsbereich gewaschen. Die Organisation
sammelte außerdem Geld zur Unterstützung der Familien inhaftierter Mafiosi.
"Die
illegale Bank verwaltete Hunderte Millionen Euro. In einer Krise, wie jene, die
Italien erlebt, stellt die Mafia skrupellosen Unternehmern frisches Geld zur
Verfügung", kommentierte die Mailänder Staatsanwältin Ilda Boccassini, die
die Ermittlungen geleitet hatte. Wegen des Wuchers, den die "Bank"
betrieb, seien viele Unternehmer pleitegegangen. Mehrere von ihnen seien
gezwungen worden, ihre Betriebe an mit der Mafia verstrickten Unternehmer zu
verkaufen.
Staatsanwältin Ilda Boccassini - Sie hat die Ermittlungen in Gang gesetzt und geleitet |
Die
Mafia ist in Italien das Unternehmen mit dem höchsten Umsatz. Das organisierte
Verbrechen erwirtschaftet laut einer neu veröffentlichten Studie des italienischen
Industriellenverbands Unimpresa einen Jahresumsatz von 180 Milliarden Euro und
ist bei weitem der größte "Konzern" im Land. Der Jahresgewinn beträgt
über 100 Milliarden Euro, geht aus der Studie hervor. Die Mafia ist auch
Italiens solideste Bank. Die organisierte Kriminalität kann mit einer
Liquidität von 65 Milliarden Euro rechnen, so viel wie derzeit kein
Geldinstitut im Stiefelstaat.
Einzahlung in der Mafia-Bank in der Lombardei |
"In
dieser Krisenphase ist die Mafia AG die einzige Struktur, die über liquide
Mittel für Investitionen verfügt. Sie ist eine Holding, die den Markt stark
beeinflusst, die Preise bestimmt und Konkurrenten vernichtet", warnte der
Verfasser der Studie Luigi Scipione, Mitglied des Unimpresa-Aufsichtsrats.
In
einigen Regionen Süditaliens habe die Mafia sogar eine Art Wohlfahrtsstaat
entwickelt, von dem tausende Menschen leben. Scipione nannte
Schutzgelderpressung, illegalen Geldverleih, Prostitution, Diebstahl, Betrug
und Schmuggel als Hauptgeschäftsbereiche der kriminellen Organisationen. Die
Mafia bereichere sich immer mehr auch mit Produktpiraterie, illegalen
Wettspielen und Bauten. Auch in der Lebensmittelbranche habe die Mafia in
manchen Regionen Süditaliens die Kontrolle übernommen. So seien die Preise
vieler Landwirtschaftsprodukte vom Organisierten Verbrechen bestimmt.
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