Gut drei Monate nach dem letzten Schlag gegen die
Familie, Freunde und Geschäfte des seit 20 Jahren gesuchten Mafia-Bosses Matteo
Messina Denaro haben Sondereinsatzkräfte am Freitag 30 Verdächtige in der
Provinz Trapani im Westen Siziliens festgenommen. Zudem seien Güter der Cosa
Nostra im Wert von fünf Millionen Euro beschlagnahmt worden, teilte die Polizei
mit.
Anna Denaro |
Um drei sei die Polizei in das Haus des Neffen
Francesco Guttadauro eingedrungen, schreibt die Palermo-Ausgabe der
„Repubblica“ im Internet; sie hätten Denaros Schwester Anna Patrizia abgeführt
und die „schöne Villa“ von Bauunternehmer Giovanni Filardo sowie die Wohnung
des Clanfahrers Pietro Luca Polizzi umstellt und beide gefasst.
Giovanni Filardo |
Aber der Kopf des Clans ist weiter frei. Denaro soll so viele Menschen
mit eigener Hand umgebracht oder ihren Tod befohlen haben, dass man damit nach
seinen Aussagen einen Friedhof füllen könnte. Unter anderen habe er eine
schwangere Frau erdrosselt, heißt es.
Fahrer von Matteo Deanaro - Pietro Luca Polizzi |
Nicht nur Italiens Polizei sucht den seit 1993 untergetauchten Mann,
der mit den inhaftierten Clan-Bossen Bernardo Provenzano und Totò Riina die
Attentate auf die Richter und Mafia-Jäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino
1992 ersann, wofür Denaro 2002 wegen Mittäterschaft in Abwesenheit zu
lebenslanger Haft verurteilt wurde. Auch an einer Attentatswelle auf dem
italienischen Festland zwischen 1993 und 1995 soll der 1962 geborene Denaro
beteiligt gewesen sein. Das amerikanische FBI sucht Denaro als einen der
gefährlichsten Rauschgifthändler der Welt.
Schon Denaros Vater Francesco war ein Boss. Sein Sohn aber, den sie
früher „Diabolik“ oder „Rolex“ nannten und nun offenbar „Wasserkopf“, arbeitete
sich mit Gerissenheit und Brutalität an die Spitze der Cosa Nostra vor. Im
September hatte die Polizei Firmen, Häuser, Villen und Grundstücke vom „König
der Supermärkte“ Giuseppe Grigoli beschlagnahmt, der als Partner Denaros gilt
und in Haft sitzt. Sie kassierte Mafia-Güter im Wert von insgesamt 700 Millionen
Euro und rühmte sich eines Schlages, den Denaro „nicht einfach wegstecken“
könne.
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