In der Zeit von 05.10.2014 bis 14.10.2014 fanden
18-monatige, groß angelegte Ermittlungen gegen eine international agierende
Haschischschmugglerorganisation durch die Festnahme von 11 dringend
Tatverdächtigen, auch aus Marbella und Estepona, und die Sicherstellung von
umfangreichen Beweismitteln ihren vorläufigen Abschluss.
Durchbrochene Polizeisperren, wilde Verfolgungsfahrten, Sicherstellungen von mehr als 1 Tonne Haschisch, Gefängnisflucht, Sicherstellungen von hochwertigen Fahrzeugen und Schmuggelbooten, Inhaftierung von 11 Personen in Spanien und Deutschland, Vermögensabschöpfungsmaßnahmen im Volumen von 8,5 Millionen Euro - genug Stoff für einen spannenden Kriminalfilm. Das dürfte der Ermittlungsverlauf eines spektakulären Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Zweibrücken bieten.
Bereits im April 2013 wurden in Zusammenarbeit zwischen dem Rauschgiftkommissariat der Kriminalinspektion Pirmasens (K/3) und der Zollfahndung Kaiserslautern (Zollfahndungsamt Frankfurt/M.), unter Federführung der Staatsanwaltschaft Zweibrücken, erste Ermittlungen gegen eine 60-jährige Frau sowie deren 64-jährigen Ehemann aus dem Raum Pirmasens eingeleitet, nachdem im spanisch-französischen Grenzgebiet ein Porsche Cayenne mehrere Polizeisperren durchbrochen hatte und schließlich ohne Insassen, aber beladen mit 60 Kilogramm Haschisch, aufgefunden worden war. Die Spur führte zu dem Ehepaar aus Pirmasens, welches zum Schein zur Verschleierung ihrer illegalen Geschäfte einen Handel mit Autos und Booten angemeldet hatte.
Bei den Ermittlungen wurde schnell wurde deutlich, dass das Pirmasenser Ehepaar, welches mit dem gemeinsamen 31-jährigen Sohn zwar in den vergangenen Jahren längere Zeit in Spanien lebte, aber die Kontakte nach Pirmasens nicht abreißen ließ, Teil einer spanisch-marokkanischen Organisation und offensichtlich mit dem Transport von großen Mengen Haschisch auf dem Seeweg von Marokko nach Spanien sowie auf dem Landweg von Spanien nach Deutschland, Italien und skandinavische Länder, betraut war.
Da sich abzeichnete, dass länderübergreifende Ermittlungsmaßnahmen erforderlich werden würden, wurde zum erstmals eine gemeinsame Ermittlungsgruppe, ein sog. JIT (Joint Investigation Team), zwischen deutschen und spanischen Ermittlungsbehörden gegründet, um konstruktiv und effizient gegen die Täter vorzugehen.
Nachdem durch die in beiden Ländern geführten
Ermittlungen die Organisationsstruktur der Haschischschmuggelbande mehr und
mehr aufgeklärt werden konnten, kam es bereits am 08. Juli 2013 zu einer
weiteren Schmuggelfahrt, bei der die 60-jährige Pirmasenserin in einem VW
Touareg 42 Kilogramm Haschisch von Spanien nach Finnland transportieren sollte.
Auf der A 62, Höhe Landstuhl, wurde die Fahrt gestoppt. Die 42 Kilogramm
Haschisch wurden sichergestellt. Die 60-jährige Fahrerin wurde anschließend in
Untersuchungshaft genommen. Im Rahmen der beim Landgericht Zweibrücken
durchgeführten Hauptverhandlung stellte die Angeklagte Behauptungen auf, die
weitere Ermittlungen erforderlich machten.
Das Verfahren ist darauf hin ausgesetzt und die Frau
Anfang Januar 2014 aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Anders als
versprochen, nutzte die 60-jährige die Zeit in Freiheit, um umgehend wieder
Kontakt mit der Organisation aufzunehmen und sich bereits im Mai 2014 an der
Durchführung einer 18-Kilogramm-Haschischlieferung aus Dortmund nach Pirmasens
zu beteiligen. Die Ermittler gehen davon aus, dass an diesem 18-kg-Geschäft
neben anderen Familienmitgliedern auch maßgeblich der 31-jährige Sohn der Frau
beteiligt war. Dieser war bereits im September 2013 aus spanischer Haft
geflohen, hatte sich vorübergehend in Marokko im Dunstkreis der Organisation
verborgen gehalten und war im Dezember 2013 nach Deutschland gereist, wo er
sich fortan im Raum Pirmasens bei seiner Familie aufhielt.
Die Ermittlungsbehörden gehen nun von folgendem
Sachverhalt aus: Während seines Marokkoaufenthaltes bereitete der 31-jährige im
Auftrag der Organisation unter maßgeblicher Beteiligung seines 65-jährigen
Vaters den Schmuggel von Haschischmengen im hohen dreistelligen
Kilogrammbereich von der marokkanischen an die spanische Mittelmeerküste vor.
Als Transportmittel standen zwei im Besitz der Familie stehende Segel- und
Motorboote zur Verfügung. Beide Boote waren von Vater und Sohn für den
Schmuggel von großen Haschischmengen speziell umgebaut worden. Sie sollten
beladen und zur spanischen Küste gefahren werden. Schließlich wurde der erste
Transport am 11./12.02.2014 mit dem Boot „Lady Blue“ durchgeführt.
An der spanischen Küste, im Hafen La Duquesa erfolgten
die Sicherstellung des Bootes, sowie die Festnahme des spanischen Bootsführers
und seiner weiblichen Begleiterin. Im Boot war annähernd 1 Tonne Haschisch versteckt.
Nach dem Verlust von fast 1 Tonne Haschisch war die Organisation, wohl auch aus
finanziellen Gründen gezwungen, ihre Arbeitsweise zu ändern. Unter Einbeziehung
der „Pirmasenser Zelle“ als Transporteur wurde im Zeitraum Juni/Juli 2014 ein
weiterer größerer Transport auf dem Seeweg von Marokko nach Spanien geplant.
Unmittelbar vor der Durchführung der Schmuggelfahrt kam
es zwischen der „Pirmasenser Zelle“ und der marokkanisch-spanischen
Organisation jedoch zu einem Bruch in den Beziehungen, was mutmaßlich unter
anderem auf ausstehende Geldforderungen an die Pirmasenser Familie im hohen
fünfstelligen Eurobetrag zurückzuführen ist.
Nach dem Abbruch der Beziehungen zur Organisation
bereitete der 31-jährige Pirmasenser in gemeinsamer Absprache mit Mutter und
Vater den eigenständigen Schmuggel und Handel von/mit größeren Mengen Haschisch
aus Spanien nach Deutschland vor. In Pirmasens wurde der Kontakt zu einem
50-jährigen Mann und dessen 46-jähriger Ehefrau hergestellt, die den
Haschischankauf und die Schmuggelfahrt finanzieren sollten und als Abnehmer der
Haschischs eingestuft wurden.
Über „alte Verbindungen“ in den Raum Málaga konnte die
Familie nach zweimonatigen Verhandlungen mit Italiener aus Neapel entsprechende
Haschischmengen organisieren. Vertraut arbeitsteilig, eingespielt und äußerst
konspirativ, ging es an die Detailplanung. Vater und Sohn verschafften sich
nach vorliegenden Erkenntnissen über den Kontaktmann aus dem Raum Málaga
gefälschte Ausweispapiere, die für die Fahrt nach Spanien und zurück benutzt
werden sollten.
Es wurde ein geeignetes Schmuggelfahrzeug angeschafft und
mit gefälschten Zulassungskennzeichen versehen. Die Familienchefin war mittels
moderner Kommunikationsmittel in die Lage, die Fahrt ständig überwachen. Der
31-jährige Sohn und die 46-jährigen Beifahrerin begleiteten den Konvoi als
„Aufklärungsfahrzeug“, der außerdem vom 64-jährigen Vater dirigiert wurde. Die
Fahndungseinheiten stoppten beim Grenzübertritt auf der L 700 bei Hornbach /
Landkreis Südwestpfalz die Fahrzeuge und nahmen die Insassen vorläufig fest.
In dem Schmuggelfahrzeug wurden in der Seitenverkleidung
30 Kilogramm Haschisch vorgefunden und sichergestellt. Nach einem gemeinsam mit
den spanischen Ermittlungsbehörden in Málaga und Melilla abgestimmtem
Einsatzplan erfolgten schließlich am 14.10.2014 umfassende und abschließende
Zugriffs- und Durchsuchungsmaßnahmen in Spanien, Marokko und Deutschland. Die
hiesigen Maßnahmen erstreckten sich auf den Raum Pirmasens, Hagen/ NRW und
Frankfurt/Main. Insgesamt wurden 20 Personen vorläufig festgenommen worden,
wovon 11 nach der Verkündung von Haftbefehlen in Untersuchungshaft gingen.
Darunter befinden sich die drei nach Auffassung der Ermittler führenden Köpfe
der Organisation, ein deutsch-marokkanisches Brüderpaar aus Hagen/NRW, sowie
ein 33jähriger Marokkaner aus Melilla.
Es wurden zahlreiche Objekte, Wohn- und Geschäftshäuser
(21), durchsucht. Dabei konnten unter anderem hochwertige Fahrzeuge (44) und
Boote als Tatmittel und Vermögenswert, zahlreiche andere Beweismittel sowie
Vermögenswerte in Höhe von 9 Millionen Euro beschlagnahmt werden. Grundlage für
den erzielten Ermittlungserfolg, bei dem die kriminelle
Haschischschmuggelorganisation kompletten zerschlagen werden konnte, war die
reibungslose und professionelle Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus,
sowie das gemeinsam mit den spanischen Behörden erstellte Ermittlungskonzept im
Rahmen des JIT .
An den 18-monatigen Ermittlungen waren auf deutscher
Seite neben der federführenden Staatsanwaltschaft Zweibrücken und der
ermittlungsführenden Kriminalinspektion Pirmasens / Zollfahndung
Kaiserslautern, die Kriminaldirektion Kaiserslautern sowie das
Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz mit speziellen Fahndungskräften, die
Kriminaldirektion Mainz, das Polizeipräsidium Hagen/NRW, das Polizeipräsidium
Frankfurt/M, sowie auf spanischer Seite das Ermittlungsgericht No. 5 aus
Melilla und die Guardia Civil Málaga mit einer Einheit zur Bekämpfung
organisierter Kriminalität im Einsatz. Die abschließenden Einsatzmaßnahmen am
14.10.2014 unterstützten zudem zwei Teams von Analysten der Europol-Dienststelle
den Haag.
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