Montag, 17. März 2014

Raubzüge der Chile-Connection

Brillantringe, Goldketten, Silbermünzen, Colliers oder Uhren: Die Polizei sitzt auf einem Schatz – zusammengeklaut von vier chilenischen Einbrechern in ganz Norddeutschland. In den Hamburger Wohnungen des Quartetts fand die Kripo die Preziosen und sucht jetzt die rechtmäßigen Besitzer.



Seit dem Herbst 2013 schlagen sie fast täglich zu: Banden von Profi-Einbrechern aus Chile, Ecuador und anderen südamerikanischen Staaten. Mit Touristenvisa reisen sie nach Deutschland ein.
Hier angekommen, schlüpfen sie bei Landsleuten unter oder mieten sie sich Wohnungen und klauen als Erstes Autos, um mobil zu sein. Dann grasen sie meist die Gemeinden entlang von Autobahnen und Bundesstraßen ab. Im Bereich der Achse Bremen–Hamburg–Lübeck gehen derzeit vermutlich Hunderte Einbrüche auf das Konto der südamerikanischen Banden.
Dabei haben sie es vor allem auf Einzelhäuser abgesehen. In Hamburg steigen sie auch in Mehrfamilienhäuser ein, bevorzugen hier die Erdgeschosswohnungen. Fast immer hebeln die Täter mit einem großen Schraubendreher Terrassentüren oder Fenster auf. Bei einer Tat am Tonndorfer Strand (Tonndorf) zählte die Polizei an Türen und Fenstern 25 Hebelspuren.
Hintergrund der „Fenster-Vorliebe“ der Ganoven sind die Sicherungs-Maßnahmen vieler Bewohner. Immer mehr leisten sich vor allem in Hamburg zusätzliche „Panzerriegel“ für die Wohnungstür oder aufbohrsichere Schlösser. Deshalb bleiben 43 Prozent aller Einbrüche in Hamburg im Versuchsstadium stecken.
Doch Fenster werden von vielen Bewohnern vernachlässigt. Ein geübter Einbrecher braucht oft nur wenige Sekunden, bis er ein Fenster mit dem Schraubendreher geöffnet hat.
Bevorzugte Einbruchs-Zeit ist der frühe Abend, wenn es schon dunkel ist, viele Bewohner aber noch nicht zu Hause sind. So brachen zwei Chilenen im Dezember in ein Einzelhaus an der Boberger Aue (Lohbrügge) ein. Nachbarn riefen die Polizei. Das Duo raste mit einem Ford davon und verunglückte mit dem Auto auf der Flucht vor der Polizei. Die Beamten konnten einen 30-Jährigen fassen, der versucht hatte, sich in einem Wäldchen an der Glinder Straße (Billstedt) zu verstecken.
Die niedersächsische Polizeiinspektion Harburg hat Anfang 2014 eine Ermittlungsgruppe gegründet, in der auch Hamburger Beamte mitarbeiten. Im Februar fassten die Ermittler vier Männer in der Hansestadt. Die 25 bis 62 Jahre alten Chilenen lebten konspirativ bei Landsleuten.
Die Täter sitzen in U-Haft. In den Wohnungen stellten die Beamten gut 1000 Teile Diebesgut sicher – von der Designer-Tasche bis zum Brillant-Collier. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen