Montag, 2. März 2015

Mafia am Ballermann


Von Ralph Schulze

MADRID/PALMA.  Kunden in Bordellen sollen mit versteckten Kameras gefilmt und später erpresst worden sein. Polizisten, die das Nachtleben an Mallorcas Ballermann-Strand Playa de Palma kontrollieren sollten, erhielten Gratis-Eintritt in Sex-Bars und schauten dann großzügig über Gesetzesverstöße hinweg.

Konkurrierende Nachtbetriebe, welche keine Schutzgelder an die Beamten zahlen wollten, wurden mit akribischen Polizeikontrollen und Drohungen drangsaliert.

Offenbar wird hinter den Kulissen am Ballermann mit illegalen Methoden um das Millionengeschäft mit den Touristen gekämpft. Steuerbetrug, Schwarzgeldgeschäfte, Korruption, Nötigung, Gewalt: Ermittler, welche seit Monaten das Nachtleben der berühmtesten Vergnügungsmeile Mallorcas unter die Lupe nehmen, stießen auf mafiaähnliche Zustände. Als Ballermann-Viertel wird die Partyzone im zur Inselhauptstadt Palma gehörenden Strandort El Arenal bezeichnet, in der sich Hunderte Biergärten, Diskotheken und Nachtbars aneinander reihen.





Jüngster Schlag der Ermittler war dieser Tage die Festnahme eines prominenten Ballermann-Unternehmers, der ein Imperium aus populären Saufschänken, Nachtbars und Hotels an der Playa de Palma dirigiert. Er kam zwar gegen eine hohe Kaution wenig später wieder auf freien Fuß, wird aber vom Untersuchungsrichter mit einer langen Latte von Vorwürfen belastet, die jedem Unterweltboss Ehre machen würden.



Richter erklärt Ermittlungen zur Geheimsache


Der Richter erklärte wegen der Brisanz des Themas die Ermittlungen zur Geheimsache. Doch es sickern immer mehr Einzelheiten durch. Mallorcas Inselpresse spekuliert bereits, dass demnächst weitere prominente Gastwirte vor Gericht erscheinen müssen. Mindestens acht Polizisten, auch Palmas Polizeichef, sowie ein Stadtrat werden vom Ermittlungsrichter verdächtigt, bei den illegalen Nachtleben-Geschäften mitgemacht zu haben.





Die Fahnder kamen dem kriminellen Treiben im Zuge der Ermittlungen gegen die Rockergruppe Hells Angels auf die Spur. Der Rockerbande, die bereits im Sommer 2013 auf Mallorca ausgehoben worden war, wird vorgeworfen, im Nachtleben mit kriminellen Methoden mitgemischt zu haben. Als Hauptbeschuldigter gilt der deutsche Hells-Angels-Boss Frank Hanebuth, dem in Spanien zusammen mit 54 weiteren Verdächtigen demnächst der Prozess gemacht werden soll.

Dass hinter den Kulissen des Ballermann-Viertels zuweilen mit brutalen Methoden gekämpft wird, weiß man spätestens seit dem Mord am deutschen Gastwirt Manfred Meisel: Der damalige Besitzer der Schankterrasse "Bierkönig", unverändert eines der Epizentren des deutschen Sauftourismus, war 1997 zusammen mit seinem Sohn und einer Angestellten mit Kopfschüssen hingerichtet worden. Die Täter wurden nie gefasst.

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