In
Italien wurde Domenico Rancadore zu sieben Jahren Haft verurteilt. Da war der
Mafioso längst unter falschem Namen in England untergetaucht. Nach Jahrzehnten
wurde er festgenommen - und wehrt sich nun gegen seine Abschiebung nach
Italien.
Domenico Rancadore soll
nach dem Willen der britischen Justiz noch in diesem Jahr an Italien
ausgeliefert werden. Das wurde bei einer gerichtlichen Anhörung vor einem
Londoner Gericht deutlich. Der Mafioso hatte sich mehr als 20 Jahre lang unter
falschem Namen in Großbritannien versteckt gehalten.
Mafia-Boss Domenico Rancadore |
Rancadore will die Auslieferung
verhindern - und zudem erreichen, dass er auf Kaution freigelassen wird.
Allerdings ist er mit letzterem Ansinnen schon zweimal gescheitert. Die
Staatsanwaltschaft hat die Befürchtung, wenn Rancadore auf Kaution freikomme,
werde er flüchten. Dafür gebe es "überwältigende Gründe", sagte
Staatsanwalt Aaron Watkins bei einer früheren Anhörung.
Einfach zu entkräften ist diese
Argumentation nicht. Bei der Festnahme hatte Rancadore versucht, durch die
Hintertür zu fliehen. Dort war allerdings ein Polizist postiert. Laut
"Guardian" soll Rancadore seinen Namen zunächst als Marc Skinner
angegeben haben. Erst als ein Polizist gesagt habe, er wisse, wen er vor sich
habe, soll Rancadore seine wahre Identität offenbart haben.
Uxbridge - Hier wohnte der Mafia-Boss |
20 Jahre lebte Rancadore
unter dem Decknamen Skinner im Westlondoner Vorort Uxbridge. Das Haus war nicht
besonders luxuriös, um die Ecke eine Grundschule. Mit seiner Frau Anne betrieb
er ein Reisebüro, das Paar hat zwei Kinder, heute 33 und 36 Jahre alt. Nachbarn
fanden nur gute Worte für ihn. Am 8. August durchbrach die Festnahme das
Vorstadtidyll.
Es
war das Ergebnis einer Zusammenarbeit der italienischen Polizei mit Scotland
Yard und Interpol. In Italien war Rancadore in Abwesenheit wegen Mitgliedschaft
in der Mafia zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er soll unter anderem
Schmiergelder von Immobilienhändlern eingetrieben haben.
Rancadore sei ein "prominenter
Vertreter" der Cosa Nostra, teilte das italienische Innenministerium nach
der Festnahme mit. In den neunziger Jahren sei der Mann Chef der Cosa Nostra in
der sizilianischen Stadt Trabia gewesen. Dort wurde der frühere Lehrer
"der Professor" genannt.
Rancadores Anwalt sagte, sein Mandant sei
1993 nach Großbritannien gekommen - als freier Mann und mit seiner Familie.
"Er hat in diesem Land unbescholten 20 Jahren gelebt", sagte der
Verteidiger. Der 64-Jährige hat nach eigener Aussage Angst vor einer Rückkehr
nach Italien - und das angeblich nicht wegen seiner Haftstrafe. Wenn er in
seine Heimat zurückgehe, "werden sie mich töten", sagte er britischen
Polizisten.
Das Gericht setzte eine weitere Anhörung im
nächsten Monat an. Über Rancadore Abschiebung soll demnächst verhandelt werden.
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