Nach dem
Drogenskandal bei der Kemptener Polizei fordert der Landtag Aufklärung -
insbesondere über mögliche Verbindungen des verhafteten Chefs der
Drogenfahndung in Kempten zur italienischen Mafia, die seit heute nicht
mehr ausgeschlossen werden kann.
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sicherte am
Mittwoch im Innenausschuss „sorgfältigste Ermittlungen“ zu.
Das Allgäu galt in früheren Jahren als Rückzugsraum
für italienische Gangster verschiedener Syndikate. „Man muss befürchten, dass
es sich möglicherweise nur um die Spitze eines Eisbergs handelt“, sagte der
SPD-Abgeordnete Paul Wengert. Aber wer sagt uns, ob Mafiosi nicht in aller
Stille ihre Bastion in Kempten ausgebaut haben?
Der frühere Landtags-Vizepräsident Peter Paul Gantzer
(SPD) sagte, der Fall ähnele einem Hollywood-Krimi - „und der Böse ist auch
noch der Chef“. „Leider ist das kein guter Krimi“, sagte Tanja Schweiger (Freie
Wähler). Auch die CSU will Aufklärung: „Aber mir ist wichtig, dass das nicht
die hervorragende Arbeit unserer Polizei insgesamt in Verruf bringt“, sagte der
CSU-Abgeordnete Manfred Ländner.
Ermittlungen auch wegen versuchten
Totschlags
Nach dem Drogenskandal bei der Polizei Kempten muss
sich der betroffene Beamte möglicherweise auch wegen versuchten Totschlags
verantworten. Dessen Ehefrau, die nach einem Familienstreit die Polizei
alarmiert hatte, sei „Opfer schwerer Körperverletzungen“ geworden, sagte
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag am Rande einer
Landtagssitzung. „Aktuell stellt sich sogar die Frage, ob es sich um versuchten
Totschlag handelt.“
Der Beamte, der zuletzt Leiter der Drogenfahndung war,
sitzt in Untersuchungshaft. Er war kurze Zeit nach dem Streit mit seiner Frau
festgenommen worden. In seinem Spind wurden später nach Angaben Herrmanns 1,6
Kilogramm Kokain gefunden. In den ersten Ermittlungen hätten sich Hinweise
darauf ergeben, „dass der Beamte selbst Drogen konsumieren soll“, sagte Herrmann.
Es sei aber noch unklar, woher die Drogen stammen und wie sie in den Besitz des
Beamten gekommen seien. Das Rauschgift soll Medienberichten zufolge einen Wert
von rund 250 000 Euro haben.
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