Freitag, 28. Februar 2014

Klaut die Polizei im Allgäu die Drogen der Mafia?

1,6 Kilo Kokain hortete der Chef-Drogenfahnder von Kempten in seinem Spind – bis ihn die Ehefrau nach einem brutalen Streit verriet. Die CSU spricht von „versuchtem Totschlag“. Doch der Beamte konnte so viel Koks gar nicht schnupfen: Verfing er sich im Netz der Mafia?

Der Chef der Drogenfahndung in Kempten sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt: In seinem Spind wurden 1,6 Kilogramm Kokain gefunden. Das Rauschgift soll Medienberichten zufolge einen Wert von rund 250.000 Euro haben. In den ersten Ermittlungen hätten sich Hinweise darauf ergeben, "dass der Beamte selbst Drogen konsumieren soll", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag am Rande einer Landtagssitzung. „Das kann ich mir aber absolut nicht vorstellen“, widerspricht ein Nachbar des Mannes.




"Wissen, welche Köpfe sich hier aufhalten"

Heftig spekuliert wird deshalb über einen möglichen Zusammenhang des Falls mit mafiösen Strukturen im Allgäu: Rund 200 mutmaßliche Mafia-Mitglieder stünden derzeit in Bayern unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden, unter Berufung auf Mario Huber vom Bayerischen Landeskriminalamt. „Wir haben relativ gute Informationen darüber, welche Köpfe sich hier aufhalten“, habe Huber bei einer Experten-Anhörung des Landtags in München gesagt.

Oberstaatsanwalt Gunther Schatz ist bei der Ermittlungsbehörde zuständig für den Bereich der organisierten Kriminalität. Er sagte der „Augsburger Allgemeinen“, dass jetzt häufig die Kinder- und Enkelgeneration der seit den 1960er-Jahren ins Allgäu gezogenen Mafiosi nach Süddeutschland komme. Das Allgäu war seit den spektakulären Mafiaprozessen in den 1980er- und 1990er-Jahren vor dem Kemptener Landgericht in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten.


Kokainhandel ist wichtigstes Geschäft der Mafia im Allgäu

Mittlerweile habe sich Bayern aber von einem Aktionsraum der Mafia vor allem zu einem „Ruheraum“ oder „Rückzugsraum“ gewandelt, fasst Huber die Erkenntnisse der Behörden zusammen. Das heiße allerdings nicht, dass Mafia-Angehörige nicht weiterhin Geld investierten. Dies wird besonders dadurch begünstigt, dass auch höhere Summen in Deutschland vergleichsweise leicht gewaschen werden können: „Das deutsche Geldwäschegesetz ist ein relativ stumpfes Schwert“, beklagt sich Schatz. In anderen Ländern müssten Verdächtige dagegen nachweisen, wie sie an größere Geldsummen gekommen sind. Schatz fordert deshalb eine „Beweislast-Umkehr“.


Zumal die Mafiosi den Ermittlern zufolge „schlauer geworden“ seien. Im Allgäu ist ihr wichtigstes Geschäftsfeld Schatz zufolge nach wie vor der Kokainhandel. Tätig sei die kriminelle Organisation aber auch beispielsweise im Bereich der Produktfälschung und der regenerativen Energien: Dort könne Geld gewaschen und gleichzeitig noch Subventionen abgegriffen werden.
.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen