Alle drei großen italienischen Mafiaorganisationen machen es
sich in der Schweiz seit Jahren gemütlich. Sie nutzen das Land etwa für
Kleinkriminalität, Drogenhandel, Geldwäscherei und als Fluchtort.
Ableger
der italienischen Mafia nutzen die Schweiz laut dem Bundesamt für Polizei nicht
nur für Geldwäscherei und als Rückzugsgebiet, sondern auch als Tummelplatz für
einfachere Formen der Kriminalität. Den Behörden blieb dies allerdings lange
Zeit verborgen.
Vermutlich
schon seit 20 Jahren sind italienische Mafiaorganisationen auch in der
sogenannten «Basiskriminalität» aktiv, wie das Bundesamt für Polizei (Fedpol)
in seinem am Dienstag publizierten Jahresbericht festhält. Die Mafia ist
demnach im Drogen- und Waffenhandel, Raub oder gewaltsame Geldeintreibungen,
aber auch in der Kleinkriminalität.
Da
sich Mafiaorganisationen stark abschotten, bemerkten dies die Behörden kaum.
Erst vertiefte Analysen zusammen mit ausländischen Partnerorganisationen
brachten das volle Ausmaß ans Licht. Schon im vergangenen Jahr wies das Fedpol darauf
hin, dass Mafiagruppierungen im Drogenhandel auf der Straße aktiv sind.
Die
Mafia diversifiziere ihre Aktivität, sagte Fedpol-Direktor Jean-Luc Vez vor den
Medien. Sie sei sich nicht zu schade, auch mit kleineren Delikten Geld zu
machen. Das Fedpol geht zudem davon aus, dass mehr Gewaltakte als angenommen
Mafiagruppierungen wie der 'Ndrangheta zuzuordnen sind. Die kalabrische Mafia
trage interne Konflikte häufig gewaltsam aus.
Fälle
mit Mafiabezug stellen laut Bericht nach wie vor ein Schwerpunkt der
Fedpol-Tätigkeit dar. Vor allem in den Grenzregionen zu Italien und Deutschland
halten sich extrem gefährliche Mafiamitglieder auf, nachdem in Italien der
Druck auf die Mafia stieg. Im Jahr 2013 ordnete
das Fedpol 171 von 716 Delikten der massiven Geldwäscherei und der organisierten
Kriminalität zu.
Rückzug
von Drahtziehern
Für
den Menschenhandel stellt die Schweiz laut Fedpol wegen hoher
Gewinnmöglichkeiten bei geringem Risiko weiterhin ein beliebtes Ziel dar -
hauptsächlich werden Roma-Frauen aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien zur
Prostitution gezwungen.
Nachdem
in der Stadt Zürich brutale Zuhälter zu langen Haftstrafen verurteilt wurden,
haben sich laut Fedpol andere Drahtzieher aus der Schweiz zurückgezogen.
Allerdings kontrollieren sie das Gewerbe weiterhin aus der Ferne, während
«höher gestellte Prostituierte» in der Schweiz die unmittelbare Kontrolle
ausüben.
Seit
Anfang Jahr führt das Fedpol ein Zeugenschutzprogramm, das wichtigen Zeugen in
Verfahren des Bundes und der Kantone Schutz vor Verfolgung bietet. Präzise
Zahlen zu den Personen im Programm nannte Verz nicht. Die Fallzahl bewege sich
zwischen fünf und zehn, teilweise seien aber ganze Familien betroffen.
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