In der Kokain-Affäre um den Chef der
Allgäuer Drogenfahndung ist jetzt auch eine Streifenpolizistin unter Verdacht
geraten. Am Dienstag (01.07.14) durchsuchte die Polizei die Wohnung der
Kollegin.
Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamtes durchsuchten neben der
Privatwohnung der 43-Jährigen auch ihren Schrank und ihren Schreibtisch in der
Polizeidienststelle. Nach Exklusiv-Informationen des Bayerischen Rundfunks gibt
es einen Zusammenhang mit dem Fall des bereits seit einem halben Jahr in
Untersuchungshaft sitzenden Chefs der örtlichen Rauschgiftfahndung. Im
Büroschrank des 52-jährigen Kriminalers waren 1,6 Kilogramm Kokain gefunden
worden. Jetzt steht fest, es waren tatsächlich 1,8 Kilogramm. Merkwürdig…,
können Polizeibeamte Waagen nicht richtig ablesen?
Die Staatsanwaltschaft München I hat nun Anklage gegen
den in Untersuchungshaft sitzenden Polizisten erhoben, wegen Drogenbesitzes,
Vergewaltigung, Körperverletzung und Alkohol am Steuer. Hinweise auf eine
psychische Erkrankung fanden die psychiatrischen Gutachter bei ihm aber nicht.
Fingerabdrücke auf dem
Kokain-Päckchen
Bei der Untersuchung des Kokains waren auf einer Verpackung Spuren gefunden
worden, die mithilfe eines genetischen Fingerabdrucks der Polizistin zugeordnet
werden konnten. Ermittler prüfen inzwischen, ob die 43-Jährige ein privates
Verhältnis mit dem Chef der Drogenfahndung und damit auch Zugriff auf das von
ihm illegal gehortete Kokain hatte. In einem solchen Fall würde gegen die
Polizistin ein Verfahren wegen Verdachts auf "Besitz von Betäubungsmitteln
in nicht geringer Menge " eingeleitet. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung
machte die Beamtin keine Angaben.
Verdacht gegen weiteren
Kripo-Beamten
Ein Polizeisprecher hatte dem Bayerischen Rundfunk außerdem bestätigt, dass
es Ermittlungen gegen einen weiteren Beamten gab. Der Kripobeamte soll einen
italienischen Drogenhändler über einen Dritten vor Polizeiaktionen gewarnt
haben. Im Juni 2013 wurde das Verfahren nach Angaben des Polizeisprechers
allerdings eingestellt, weil es keine hinreichenden Anhaltspunkte für eine
Straftat gab.
Seit beim Chef der Kemptener Drogenfahndung im Februar 1,8 Kilo Kokain
gefunden worden sind, gibt es Spekulationen über Verbindungen der Allgäuer
Drogenfahndung zur Mafia oder zur organisierten Kriminalität. Dass zwei
Neu-Ulmer Ermittler in den vergangenen Jahren suspendiert worden sind, könnte
ein Puzzlestein in der Geschichte sein. Ins Rollen kamen die Ermittlungen, nachdem
der 52-jährige Chef-Drogenfahnder seine Ehefrau bei einem Streit schwer
misshandelt haben soll.
Daraufhin wurde er festgenommen und bei einer Durchsuchung seines Büros
kamen die 1,8 Kilo Kokain zum Vorschein. Die Herkunft der Drogen ist unklar.
Polizist soll
die Drogen selbst gekauft haben, doch womit hat er bezahlt?
Die Ehefrau hatte die Polizei nach Informationen des BR-Politmagazins
Kontrovers auf die 1,6 Kilo Kokain im Büro ihres Mannes hingewiesen. Außerdem
hatte sie angegeben, ihr Mann habe das Rauschgift selbst gekauft. Das
Landeskriminalamt ermittelt nun, ob die Drogen mit Geld bezahlt wurden, oder ob
im Gegenzug Polizei-Informationen geflossen sein könnten.
Wie naiv sind die Münchner Ermittler eigentlich? Oder betreibt man Schadensbegrenzung, indem Justizbehörden Nebelkerzen werfen oder "Nichtwissen" vorschützen? Auch die Mutmaßung, der Kemptener Leiter der Kripo habe Koks im Wert von 250.000 Euro gegen interne Informationen erhalten, ist geradezu lächerlich. Bislang ist kein Fall bekannt, dass die Mafia oder Drogenbarone mit Koks Polizisten bezahlt hätten... Die Herrschaften der Mafia nehmen nur Bares!
Zu viel Drogen für Schulungszwecke
Die Staatsanwaltschaft schenkt der Aussage der Ehefrau mehr Glauben,
als der Angabe des Beamten, er habe das Kokain zu Schulungszwecken besessen.
Eine solche Menge an Kokain sei in keinem Schulungskoffer für Polizisten
vorhanden. Der Polizeibeamte sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Die Drogen
sollen einen Wert von bis zu 250.000 Euro haben.
Gefährliche
Körperverletzung?
Außerdem
ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen schwerer Körperverletzung. Der Grund:
Der Beamte war nach eigenen Angaben auf seine Ehefrau losgegangen, soll sie gewürgt
haben. Daraufhin hatte sie die Polizei alarmiert.
Vergewaltigung im Kampfanzug
Aber das Ganze verlief ein wenig dramatischer. Nach einem Ehekrach in der Nacht auf den 15. Februar soll der 53-jährige
Leiter der Drogenfahndung in Kempten seine Frau in seinem Haus in Moosbach
vergewaltigt und mit einem Kissen zu ersticken versucht haben. Die Frau konnte
flüchten, der Mann setzte sich sturzbetrunken ins Auto und raste durch das
Allgäu. Polizeikollegen stoppten den Drogenfahnder und nahmen ihn fest, in
seinem Büro fanden sie wenig später 1,8 Kilogramm Kokain.
Dabei trug er angeblich einen Kampfanzug und hatte seine Kripo-Dienstmarke
in der Hand. Auch soll der Polizist sie mit einem Küchenmesser bedroht
haben - laut Staatsanwaltschaft nicht zum ersten Mal.
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