Montag, 6. Oktober 2014

Vatikanbank auf dem Weg zur Seriosität

Um kein anderes Geldinstitut der Welt ranken sich so viele Gerüchte wie um die Vatikanbank. Der Homburger Ernst von Freyberg stand dem skandalgeschüttelten Geldinstitut bis Juli vor. Von der neuen Linie der Bank berichtete er gestern im Katholischen Forum. Doch die Bürger bleiben skeptisch.





Das Instituto per le Opere di Religione (IOR), besser bekannt als Vatikanbank, galt jahrzehntelang als Offshore-Paradies mitten in Europa. Immer wieder gab es Verwicklungen in geheime Geldtransaktionen sowie Geldwäsche- und Bestechungsskandale, bei denen auch die italienische Mafia ihre Hände im Spiel hatte.

Mit Skandalen kann auch das Bistum Limburg dienen – vermutlich war das Interesse an dem Thema „Vatikanbank – Mythos und Realität“ auch deshalb so groß. Am Sonntag gab endlich mal ein Insider, der Homburger Ernst von Freyberg und Präsident des IOR a.D, Einblicke in eines der bisher geheimnisvollsten Geldhäuser der Welt.

Die Vatikanbank ist eigentlich keine richtige Bank, sie gehört dem Papst und verwaltet Vermögen, vor allem von Ordensgemeinschaften, im Wert von rund 7 Milliarden Euro. „Auch wenn die Kunden nicht besser sein könnten, so behinderte der negative Ruf langsam, aber sicher die Arbeit unserer Kirche. Der Papst erhielt ständig Beschwerden“, sagte von Freyberg.

Im Februar 2013 wurde der Homburger, noch von Benedikt XVI., deshalb an die Spitze des IOR berufen, um das skandalgeschüttelte Geldhaus zu reformieren. „Ich stieß im Zusammenhang mit der Vatikanbank auf Namen wie Osama bin Laden, Mutmaßungen über Geldwäsche der Familie Agnelli, Mehrheitseigner bei Fiat, und Kontakte zur Mafia.“ Kurz nach seinem Amtsantritt heuerte er deshalb ein 30-köpfiges Team amerikanischer Geldwäsche-Spezialisten an. Sie sollten sämtliche Konten und Transaktionen überprüfen.

Etwa 3000 Konten seien danach gelöscht worden, die meisten waren lange nicht benutzt worden, erklärte von Freyberg. „Es ist erstaunlich wenig herausgekommen. Es gab keine Nummernkonten“, betonte der Referent. Insgesamt seien es weniger als 100 Konten gewesen, die als hochbedenklich eingestuft wurden, wobei umgehend die Behörden eingeschaltet und Ermittlungen aufgenommen worden seien.


In Zukunft können im Übrigen nur noch katholische Institutionen, Mitglieder des Klerus, Angestellte des Vatikans, Diplomaten oder Botschaftern am Sitz des Heiligen Stuhls ein Konto bei der Vatikanbank unterhalten. „Das Institut soll sich wieder ausschließlich auf Kirche ausrichten und als rationaler Vermögensverwalter agieren. Hauptaufgabe soll die Abwicklung des Zahlungsverkehrs der Kirche in 190 Ländern sein“, sagte der Katholik.
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