Iguala (Bundesstaat Guerrero, Mexiko) – Ein Massengrab, 28 Leichen – offenbar wurden Dutzende Lehramtsstudenten
brutal gefoltert, abgeschlachtet, verscharrt.
Wieso wurden die
jungen Menschen ermordet? Wer steckt dahinter?
Die Fakten: Die Studenten waren vor rund einer Woche auf einer
Demonstration in Iguala, rund 185 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt. Dort
kaperten sie drei Linienbusse, um von einer Spendensammel-Aktion wieder zu
ihrer Hochschule zurückzufahren. Die Polizei schoss scharf – mehrere Studenten
starben. Dutzende wurden verletzt. Die Polizei nahm 30 Menschen fest – davon 22
Beamte!
Seit den
Krawallen werden 43 Studenten vermisst. Viele von ihnen sollen in
Polizeifahrzeuge gezerrt worden sein. Jetzt wurden 28 Leichen in einem
Massengrab entdeckt. Ob es die verschollenen Studenten sind, wird zurzeit noch
per DNA-Abgleich ermittelt.
Zwei Mitglieder einer Verbrecherbande sind unter den 30
Verhafteten. Sie haben mittlerweile gestanden, 17 Studenten getötet zu haben und
führten die Ermittler zu dem Massengrab. Die Polizei soll gemeinsame Sache mit
den Mafiosi gemacht haben, sagen die Verhafteten: Sie hätten die Studenten an
die Verbrecher-Gang übergeben.
Der Mordauftrag kam laut Aussagen
der festgenommenen Gang-Mitglieder vom Regionalchef der „Guerreros Unidos“. Die
Organisation wurde einst als bewaffneter Arm des Drogenkartells Beltrán Leyva
gegründet, arbeitet mittlerweile auf eigene Rechnung.
„Guerreros Unidos“
sind eng mit den regionalen Behörden verbunden, auch Polizisten stehen auf
ihren Gehaltslisten. Der Bürgermeister von Iguala und der Polizeichef der Stadt
sind untergetaucht.
Gegen die Polizei von Iguala laufen mittlerweile Ermittlungen der
Staatspolizei und der Staatsanwaltschaft wegen Amtsmissbrauchs. Auch die
mexikanische Menschenrechtskommission ermittelt wegen möglicher „ernsthafter
Menschenrechtsverletzungen”, darunter Exekutionen ohne Gerichtsurteil und das Verschwinden
lassen von Festgenommenen.
Die Vermissten waren Studenten des Instituts Ayotzinapa. Das Lehrerkolleg
ist für seine politisch linken Einstellungen und radikalen Aktionen bekannt.
Dazu gehört unter anderem auch das Kidnappen von Bussen oder Lieferwagen.
Wieso „El Chucky“, der regionale Boss der Mörder-Bande, den
Mordauftrag an den Studenten gab, ist nicht bekannt. Gut möglich, dass die
Protest-Aktion der Studenten die Geschäfte der Drogen-Mafia störte.
Ermittlungen zu den Hintergründen laufen.
„Wir haben genug von Gewalt und Korruption in diesem Staat”, sagte
Manuel Martínez, dessen 18-jähriger Neffe zu den Vermissten zählt. Seit 2006
sind in Mexiko 80 000 Menschen bei Gewaltverbrechen getötet worden.
22 000 Menschen sind verschwunden.
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