Text: Peter Burghardt;
Mexico - Wo sind die 43 von der Mafia verschleppten Studenten? Die Angehörigen sehen
sich einem korrupten System gegenüber. Jetzt steht der Bürgermeister von Iguala
im Focus der Ermittlungen.
Buenos Aires – Nun war da auch noch diese Geschichte vom Totentanz. Und
dann kam das Feuer. Mexikanische Studenten zündeten am Montag (Ortszeit)
mehrere Büros des Regierungspalastes von Chilpancingo an. In der Hauptstadt des
umkämpften Bundesstaates Guerrero und in mehreren anderen Orten gingen die
Brandstifter sowie Tausende friedliche, aber ähnlich zornige Demonstranten auf
die Barrikaden.
Nach dem mysteriösen Verschwinden von 43 Lehramtsbewerbern aus der
Provinzstadt Iguala, das weltweit Schlagzeilen gemacht hatte, forderten die
Protestler den Rücktritt des Gouverneurs. Und sie verlangten, dass dieser
derzeit gruseligste Kriminalfall im Drogenkrieg von Mexiko endlich aufgeklärt
wird. Und dass man die Opfer endlich findet.
Optimisten hoffen noch immer, dass wenigstens einige der
Vermissten am Leben sind, doch die Wahrscheinlichkeit sinkt täglich. Am 26.
September hatten Gemeindepolizisten die angehenden Pädagogen der ländlichen
Schule von Ayotzinapa bei Protesten verschleppt. Die Kidnapper stehen in
Verdacht, eng mit dem regionalen Rauschgiftkartell Guerreros Unidos
zusammenzuarbeiten.
Diese Mafia dealt, entführt, besticht, erpresst. 22
beschuldigte Polizeibeamte wurden mittlerweile verhaftet, als möglicher
Rädelsführer gilt der Bürgermeister von Iguala, José Luis Abarca Velázquez. Von
ihm fehlt bislang ebenfalls jede Spur, aber die eidesstattlichen
Zeugenaussagen, die ihn belasten, klingen wie Szenenbeschreibungen aus
Horrorfilmen.
Es heißt, der Lokalpolitiker Abarca habe im vergangenen Jahr im Beisein des Polizeichefs von Iguala einen Rivalen erschossen, den Söldner für ihn gekidnappt hatten. Der Mann habe zuvor sein eigenes Grab schaufeln müssen, der Täter habe in der einen Hand seinen Revolver gehalten und in der anderen Hand ein Bier. Das erzählte ein Überlebender dieses mutmaßlichen Verbrechens. Zwei Schwager des Bürgermeisters Albarca wiederum seien mit dem berüchtigten Drogenkartell Beltrán-Leyva verbandelt gewesen, ehe sie ermordet wurden.
Es heißt, der Lokalpolitiker Abarca habe im vergangenen Jahr im Beisein des Polizeichefs von Iguala einen Rivalen erschossen, den Söldner für ihn gekidnappt hatten. Der Mann habe zuvor sein eigenes Grab schaufeln müssen, der Täter habe in der einen Hand seinen Revolver gehalten und in der anderen Hand ein Bier. Das erzählte ein Überlebender dieses mutmaßlichen Verbrechens. Zwei Schwager des Bürgermeisters Albarca wiederum seien mit dem berüchtigten Drogenkartell Beltrán-Leyva verbandelt gewesen, ehe sie ermordet wurden.
Aus Teilen der Bande der Beltrán-Leyva wiederum ging das
nun verdächtigte Kartell der Guerreros Unidos hervor. Gemeinsam mit seiner Frau
habe José Luis Abarca Velázquez auf einer Party getanzt, während die 43
Studenten in Iguala von Uniformierten gejagt, beschossen, festgenommen und am
Ende wohl umgebracht wurden.
Zuletzt tauchten am Rande von Iguala mehrere Massengräber mit bisher offenbar 28 verkohlten und noch nicht identifizierten Leichen auf. Aber laut unbestätigten Gerüchten haben die entstellten Körper nichts mit den Gesuchten zu tun. Deren Angehörige und Sympathisanten sind schockiert. Wie können in dem Industriestaat Mexiko südlich der USA 43 Zivilisten im Alter von 18 bis 23 Jahren einfach so verschwinden?
Zuletzt tauchten am Rande von Iguala mehrere Massengräber mit bisher offenbar 28 verkohlten und noch nicht identifizierten Leichen auf. Aber laut unbestätigten Gerüchten haben die entstellten Körper nichts mit den Gesuchten zu tun. Deren Angehörige und Sympathisanten sind schockiert. Wie können in dem Industriestaat Mexiko südlich der USA 43 Zivilisten im Alter von 18 bis 23 Jahren einfach so verschwinden?
Insgesamt wird in Mexiko mittlerweile nach mehr als 20000
Menschen gefahndet. „Lebend wurden sie mitgenommen, lebend wollen wir sie
zurück“, lautet ein Motto der Kundgebungen – ähnlich wie einst während der Zeit
der Militärdiktaturen in Argentinien und Chile. Mexiko ist eine Demokratie,
doch die Affäre belastet auch den Präsidenten Enrique Peña Nieto. Denn das
tödliche Rätsel von Iguala zeigt, dass in Gegenden wie Guerrero Kriminelle
herrschen, gemeinsam mit Vertretern des Staates.
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