Mittwoch, 9. April 2014

Papst-Entscheidung zur Vatikanbank

Spiegel Online berichtet:  Das umstrittene "Institut für die religiösen Werke" wird weiter weltweit Bankgeschäfte tätigen - zum Wohl der katholischen Kirche, wie der Vatikan jetzt verlauten ließ. Gleich mehrere innerkirchliche Kommissionen hatten zuvor geprüft, ob die Bank aufgelöst werden solle.





Rom - Das Aus für das Institut für die religiösen Werke, kurz IOR, ist vom Tisch: "Das IOR wird weiter weltweit auf die katholische Kirche spezialisierte Finanzdienstleistungen anbieten", heißt es in einer Erklärung, die der Vatikan heute abgab. Dies sei wichtig für das Wohl der katholischen Kirche, des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats. Die Entscheidung unterstütze den Heiligen Vater "bei seiner Mission als Weltpfarrer".

Das IOR sorgte in den vergangenen Jahrzehnten mit jeder Menge Skandalen für Furore - unter anderem soll Geld über die Bank gewaschen worden sein, auch durch die Mafia. Der ehemalige IOR-Präsident Paul Casimir Marcinkus konnte zeitweilig den Vatikan nicht verlassen, weil in Italien ein Haftbefehl gegen ihn vorlag. Ex-Vatikanbank-Chef Ettore Gotti Tedeschi musste wegen verdächtiger Millionen-Transfers seinen Hut nehmen. Wegen Geldwäscheverdachts froren italienische Ermittler zwischenzeitlich auch Gelder des Instituts ein, die sich auf Konten italienischer Banken befanden.

Nach der Ernennung des Deutschen Ernst von Freyberg zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank wurden Hunderte Konten aufgelöst und strengere Anti-Geldwäsche-Vorgaben eingeführt. Erstmals in seiner Geschichte veröffentlichte das IOR im Oktober 2013 eine Bilanz: Demnach liegt die Bilanzsumme bei knapp fünf Milliarden Euro, das Eigenkapital bei 769 Millionen Euro.

Mehrere innerkirchliche Reformkommissionen hatten sich der Frage gewidmet, ob und wenn ja in welcher Form die Vatikanbank in Zukunft existieren solle. Franziskus selbst hatte drei mögliche Verfahren in Betracht gezogen: die Transformation des Instituts in eine der Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit verpflichteten "ethische Bank", die Weiterführung des Instituts unter größerer Transparenz oder die komplette Niederschlagung der Bank. Desweiteren verließ er sich aber vollkommen auf die Meinung seiner Experten. "Ich weiß nicht, wie es mit dem IOR enden wird", sagte der Pontifex im Juli 2013. "Ich vertraue auf die Arbeit der Menschen im IOR, die daran arbeiten, auch der Kommission."

Der Leiter des neu gegründeten vatikanischen Wirtschaftssekretariats der australische Kardinal George Pell, hat dem Papst die Ergebnisse der Kommission vorgelegt, auf deren Grundlage nun entschieden wurde, das IOR weiterzuführen.

Die Entscheidung des Papstes, die Vatikanbank am Leben zu erhalten, bedeute keinesfalls, dass Transparenz und Reformen auf der Strecke blieben, betonte der Vatikan. Die Aktivitäten des IOR würden weiterhin von der Finanzaufsicht AIF kontrolliert.



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