Rom - Das Aus für das Institut für die
religiösen Werke, kurz IOR, ist vom Tisch: "Das IOR wird weiter weltweit
auf die katholische Kirche spezialisierte Finanzdienstleistungen
anbieten", heißt es in einer Erklärung, die der Vatikan heute abgab. Dies
sei wichtig für das Wohl der katholischen Kirche, des Heiligen Stuhls und des
Vatikanstaats. Die Entscheidung unterstütze den Heiligen Vater "bei seiner
Mission als Weltpfarrer".
Das IOR sorgte in den vergangenen
Jahrzehnten mit jeder Menge Skandalen für Furore - unter anderem soll Geld über
die Bank gewaschen worden sein, auch durch die Mafia. Der ehemalige
IOR-Präsident Paul Casimir Marcinkus konnte zeitweilig den Vatikan nicht
verlassen, weil in Italien ein Haftbefehl gegen ihn vorlag. Ex-Vatikanbank-Chef
Ettore Gotti Tedeschi musste wegen verdächtiger Millionen-Transfers seinen Hut
nehmen. Wegen Geldwäscheverdachts froren italienische Ermittler
zwischenzeitlich auch Gelder des Instituts ein, die sich auf Konten
italienischer Banken befanden.
Nach der Ernennung des Deutschen Ernst von
Freyberg zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank wurden Hunderte Konten
aufgelöst und strengere Anti-Geldwäsche-Vorgaben eingeführt. Erstmals in seiner
Geschichte veröffentlichte das IOR im Oktober 2013 eine Bilanz: Demnach liegt
die Bilanzsumme bei knapp fünf Milliarden Euro, das Eigenkapital bei 769
Millionen Euro.
Mehrere innerkirchliche Reformkommissionen
hatten sich der Frage gewidmet, ob und wenn ja in welcher Form die Vatikanbank
in Zukunft existieren solle. Franziskus selbst hatte drei mögliche Verfahren in
Betracht gezogen: die Transformation des Instituts in eine der
Sozialverträglichkeit und Nachhaltigkeit verpflichteten "ethische
Bank", die Weiterführung des Instituts unter größerer Transparenz oder die
komplette Niederschlagung der Bank. Desweiteren verließ er sich aber vollkommen
auf die Meinung seiner Experten. "Ich weiß nicht, wie es mit dem IOR enden
wird", sagte der Pontifex im Juli 2013. "Ich vertraue auf die Arbeit
der Menschen im IOR, die daran arbeiten, auch der Kommission."
Der Leiter des neu gegründeten
vatikanischen Wirtschaftssekretariats der australische Kardinal George Pell,
hat dem Papst die Ergebnisse der Kommission vorgelegt, auf deren Grundlage nun
entschieden wurde, das IOR weiterzuführen.
Die Entscheidung des Papstes, die
Vatikanbank am Leben zu erhalten, bedeute keinesfalls, dass Transparenz und
Reformen auf der Strecke blieben, betonte der Vatikan. Die Aktivitäten des IOR
würden weiterhin von der Finanzaufsicht AIF kontrolliert.
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